Demonstration des Laudamotion-Personals.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Mitarbeiter von Laudamotion haben die Hoffnung auf ein Happy End noch nicht aufgegeben.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Bei der Billigairline Laudamotion steht es Spitz auf Knopf. Mutter Ryanair will ja die Basis Wien schließen und die rund 370 Mitarbeiter kündigen, sollte es nicht doch noch zu einer Einigung auf einen Kollektivvertrag (KV) kommen. Den von Laudamotion vorgeschlagenen hat die Wirtschaftskammer (WKO) unterschrieben, die fürs fliegende Personal zuständige Gewerkschaft Vida lehnt ihn aber ab.

Mehr als hundert Mitarbeiter haben deswegen am Dienstagvormittag in der Wiener Innenstadt demonstriert. Sie fordern den Erhalt ihrer Jobs und von der Vida die Zustimmung zu einem neuen Kollektivvertrag mit niedrigeren Gehältern. Die Verhandlungen gehen diese Woche weiter, Laudamotion verlängerte die Frist ein weiteres Mal bis zum 3. Juni.

Geplatzte Verhandlungen

Zwar hat Laudamotion das Mindestgehalt nach etlichen geplatzten Verhandlungen am vorigen Freitag etwas angehoben, in den Augen der Gewerkschaft ist das aber immer noch zu wenig; die Gehälter lägen unter der Armutsgrenze, argumentiert man in der Gewerkschaft. Sie kam mit dieser Argumentation öffentlich schwer unter Druck, setze mit ihrem Verhalten mehr als 300 Arbeitsplätze aufs Spiel, so die Kritik. Sollte es zu den Kündigungen kommen, wären mehr als 500 Leute betroffen: mehr als 300 von der Airline sowie 200 Leiharbeitskräfte.

Für den Fall, dass die vida dem KV weiterhin nicht zustimmt, plant die Laudamotion-Mutter Ryanair am 4. Juni eine Expansion in Wien anzukündigen. Ab Juli würden dann die drei in Wien stationierte Ryanair-Boeings und 15 weitere Maschinen aus anderen Ryanair-Basen ab Wien 64 Destinationen in 23 Ländern bedienen.

Geld gegen Betriebsrat

Wie aus dem verbesserten KV-Entwurf hervorgeht, hat Laudamotion die Anhebung der von ihr vorgeschlagenen Mindestgehälter an einen Rückzug des derzeitigen Betriebsrats gebunden. Nach Ansicht von Laudamotion ist der nicht rechtmäßig zustande gekommen, zu dieser Frage läuft ein Prozess am Gericht in Korneuburg. Laut der Bedingung, die Laudamotion an die Vida im Gegenzug zur Anhebung der Mindestgehälter stellt, müssen alle Mitglieder des Betriebsrats zurücktreten, ohne Entschädigung oder Ausgleichszahlung vom Arbeitgeber. Sodann soll ein neuer Betriebsrat gewählt werden, bei dem nur bestimmte Personengruppen zur Wahl stehen.

Betriebsratschefin Kerstin Hager erklärte zu der Demo: "Ich bin erschüttert, in welcher Form das Unternehmen die Belegschaft vor seinen Karren zu spannen versucht, um sie für seine Propagandazwecke zu missbrauchen." Sie wirft Ryanair vor, die Belegschaft untereinander auszuspielen. Schon den Antrag auf Kurzarbeit habe die Geschäftsführung "zum Drohungs- und Erpressungskrimi hochstilisiert und dafür einen Teil der Belegschaft instrumentalisiert".

Demonstrieren für bessere Jobaussichten

Was die Demo betrifft, machte ein in den Verhandlungen aufseiten von Laudamotion involvierter Kapitän seinen Kollegen im Vorhinein klar, wie wichtig das Dabeisein wäre. Es werde "entscheidend sein, wie viele von uns dabei sind. (...) Öffentlicher Druck auf die Vida und Politik steigt ins Unermessliche, es wird in allen Medien voll drin sein", lautete seine Einschätzung per Kurzmitteilung. "Die Organisation, die uns hilft, setzt voll auf die Demo", so der Kapitän, ohne die hilfreiche Organisation zu nennen.

Zudem werde "die Signalwirkung nach Dublin" (zur Mutter Ryanair, Anm.) "grandios" sein, wenn viele Mitarbeiter an der Demo teilnehmen. Und: "Auch für ein späteres Jobangebot der Firma ist es extrem relevant, wer da dabei ist", so der Karrieretipp des Laudamotion-Kapitäns an seine Kollegen. (Renate Graber, red, 2.6.2020)