Bürgermeister Ludwig: Nach der Krise müsse man Wien als Wirtschaftsstandort populär machen.

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Wien – Zumindest für Wien war der Brexit gar nicht so schlecht, resümiert Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Denn einer der "ganz wenigen Vorteile", die der Brexit mit sich brachte, sei gewesen, dass britische Unternehmen sich in Wien ansiedelten – 13 waren es im Jahr 2019.

In Summe, so präsentierten der Bürgermeister, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Gerhard Hirczi, der Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, am Dienstag, siedelten sich im vergangenen Jahr 266 Unternehmen aus dem Ausland in Wien an – erneut ein Rekordwert, wie man betont, und um ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise habe Wien als Standort, "der Stabilität und Sicherheit vermittelt", Unternehmen angezogen, sagt Ludwig. Man hoffe nun, dass das auch nach der Corona-Krise der Fall sein werde. Wien sei ein Wirtschaftsmotor für die Ostregion und gar das gesamte Land, daher würde es "Sinn machen, Wien zu unterstützen und nicht schlechtzureden", sagt er mit Blick auf Kritiker, die mitunter aus dem Bund kommen.

Größtenteils deutsche Betriebe

Jene 266 Betriebe, die 2019 nach Wien kamen, lösten laut Hanke 731 Millionen Euro an Investitionen aus und brachten 1.972 neue Arbeitsplätze. 61 Betriebe kamen aus Deutschland, 25 aus den USA und je 25 aus der Schweiz und Großbritannien. Namentlich genannt werden vom Wirtschaftsstadtrat etwa die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und das Start-up N26. Außerdem nun in Wien: das Internetunternehmen Interxion und die Zentraleuropäische Universität.

Mit 100 Unternehmen ist man laut Hanke aktuell in Gesprächen über eine künftige Ansiedlung. Davon kämen jeweils elf Projekte aus Russland und den USA, dazu auch einige aus Großbritannien und China. Laut Hirczi hat in der aktuellen Krise kein Unternehmen "explizit die Gespräche beendet". Darüber, wie viele Firmen im Jahr 2019 aus Wien abgewandert sind, führe man übrigens keine Statistik.

Hanke für staatliche Beteiligung an AUA

Am Rande der Pressekonferenz thematisiert wurde außerdem die Ankündigung Wiens, sich an Unternehmen zu beteiligen, die wegen der Krise in Schwierigkeiten stecken. Da sei man mit 15 Unternehmen im Gespräch, Ergebnisse würden bald präsentiert, heißt es dazu von Hanke.

Apropos Beteiligung: Der Wirtschaftsstadtrat spricht sich auch für eine staatliche Beteiligung an der AUA aus. Vom Bund sei klargestellt worden, dass "Leistung und Gegenleistung ein vernünftiges Modell darstellen sollen", dem stimme er zu. Eine Gegenleistung wäre in dem Fall "eine Beteiligung", sagt Hanke. Die Ansiedlungsbilanz hänge nicht zuletzt von der guten Verbindung nach Wien ab, daher fordert er vom Bund, "die Verhandlungen schnellst- und bestmöglich abzuschließen". (elas, 2.6.2020)