Ein Blick auf Ischgl am 23. April.

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Ischgl/Innsbruck – Mit beeindruckender Geschwindigkeit kümmern sich die österreichischen Ermittler um die Aufklärung der Ereignisse in dem Tiroler Wintersportgebiet Ischgl. Die Bar Kitzloch, in der sich viele Gäste mit dem Coronavirus angesteckt hatten, wurde am 9. März geschlossen. Nur knapp drei Monate später wurden nun "Unterlagen und Daten" sichergestellt, sagte Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, am Dienstag.

Bei der Landessanitätsdirektion habe am 27. Mai eine Staatsanwältin, bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) Landeck ein Staatsanwalt jeweils mit Unterstützung der Polizei die Sicherstellungen vorgenommen. Bei der BH Imst hätten dies Kriminalbeamte durchgeführt. Das Material werde nun gesichtet und geprüft, hieß es.

Bisher habe das Landeskriminalamt im Zuge der Erhebungen bei den Behörden um die Daten angefragt, erklärte Mayr. In diesem Fall sei aber eine sogenannte Sicherstellungsanordnung ausgesprochen worden. "Zum Teil handelt es sich dabei um sensible, medizinische Unterlagen", begründete der Sprecher den Schritt. Es sei darum gegangen, zu gewährleisten, dass nicht eine "allfällige Verschwiegenheitspflicht" der Herausgabe der Daten entgegenstehen könnte.

Unbekannte Täter

Die Ermittlungen der Anklagebehörde wegen des Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten richten sich indes weiter gegen unbekannte Täter. Eine Entscheidung über die mögliche Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen bestimmte Personen als Beschuldigte stand noch aus. Das Landeskriminalamt war Mitte Mai mit weiteren Erhebungen beauftragt worden.

Verbraucherschützer enttäuscht

Der Verbraucherschutzverein (VSV) hatte gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP), Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Dessen Obmann Peter Kolba zeigte sich am Dienstag über den 1.000 Seiten starken Zwischenbericht des Landeskriminalamtes "enttäuscht". Der eigentliche Bericht umfasse nur "schmale 15 Seiten", beklagte Kolba in einer Aussendung.

Der Obmann kündigte zudem an, noch diese Woche eine gesonderte Strafanzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) einzubringen und anzuregen, dass diese die Ermittlungen in der Causa an sich ziehe. Beim VSV haben sich inzwischen über 6.000 Tirol-Urlauber als Geschädigte gemeldet. Rund 1.000 Personen haben sich laut dem Verein bereits dazu entschlossen, sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte anzuschließen. (red, APA, 2.6.2020)