Gary Oldman (li.) als Winston Churchill in "Die dunkelste Stunde".

Foto: ZDF

Für eine TV-Kritik hatte die Pfingstmontag-Primetime wenig zu bieten. Der Tatort auf ORF 2 und ARD wurde hier schon besprochen. Drei Sepp-Forcher-Sendungen hintereinander auf ORF 3: nein. Auch die Sportschätze aus dem ORF-Archiv auf ORF 1 animierten mangels Sportberichtsinteresses nicht.

Der Abend war also schon etwas fortgeschritten, als zähes Zappen endlich ein Ergebnis brachte. ZDF-Free-TV-Premiere um 22 Uhr: Mit dem Golden-Globe- und Oscar-prämierten Film Die dunkelste Stunde, der den Amtsantritt Winston Churchills als britischer Premierminister in der Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1940 zum Thema hat, brachte der deutsche Sender höchste cineastische Qualität auf den Bildschirm. Und obwohl der Streifen in einer noch weit tragischeren Zeit als der aktuellen spielt, passen die geschilderten Konflikte gut ins Hier und Heute – wo die Corona-Krise und verwurzelter Rassismus in den USA zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen.

Trailer zu "Die dunkelste Stunde".
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Die Herausforderungen nämlich scheinen vergleichbar. Wie sich verhalten angesichts einer unentrinnbaren, lastenden Gefahr? Wie mit autoritären Politikern umgehen, die diese Gefahr im Interesse ihres Machtausbaus vergrößern, statt sie zu bewältigen? Die britische Regierung setzte, wie das ganze nichtnationalsozialistische Europa, auch dann noch auf Beschwichtigung, als die Invasionspläne der Nazis auf der Insel offensichtlich waren. Für den Kraftakt des Sich-Wehrens brauchte es Churchill: einen Außenseiter. Jahre bitterer Kämpfe folgten. Hoffentlich gehen die Parallelen nicht ganz so weit. (Irene Brickner, 2.6.2020)