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Dem Jemen fehlen unter anderem Testkapazitäten während der Coronaviruspandemie.

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Die Geberkonferenz fand natürlich virtuell statt.

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Sanaa –Kurz vor dem drohenden Aus für einige der wichtigsten UN-Hilfsprogramme im Jemen haben Geberstaaten neue Spenden für das Bürgerkriegsland zugesagt. 30 Staaten kündigten dabei am Dienstag Hilfsgelder in Höhe von 1,35 Milliarden Dollar (1,21 Milliarden Euro) an – das ist gut die Hälfte der bis zum Jahresende benötigten Summe.

Das am Krieg im Jemen beteiligte Saudi-Arabien wollte eigentlich 2,3 Milliarden Dollar (rund zwei Milliarden Euro) für medizinische Güter, Lebensmittel und Notunterkünfte sammeln.

"Wir können uns nicht zufrieden geben mit dem, was wir heute erreicht haben. Wir müssen weitermachen", sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock zum Ende der Konferenz.

30 der 41 wichtigsten Hilfsprogramme in dem verarmten arabischen Land drohte wegen Geldnot in wenigen Wochen bereits das Aus. "Wir hatten noch nie so wenig Geld für Hilfseinsätze im Jemen zu diesem Zeitpunkt im Jahr", sagte UN-Generalsekretär António Guterres zum Auftakt der Videokonferenz. Die Hilfsgelder sollen auch für Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus im Jemen genutzt werden.

Verheerende Folgen befürchtet

Die jemenitische Regierung hat offiziell nur einige hundert Coronavirus-Infektionen registriert, allerdings verfügt das Land kaum über Testkapazitäten. Hilfsorganisation warnen, dass eine Corona-Epidemie in dem durch den jahrelangen Bürgerkrieg geschwächten Land verheerende Folgen hätte.

Saudi-Arabien zählt sich zu den größten Geberländern. Allerdings wird die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition auch für zivile Opfer bei Luftangriffen im Jemen verantwortlich gemacht. Ein Sprecher der Huthi-Rebellen bezeichnete die Geberkonferenz im Fernsehsender Al-Masirah als "albernen Versuch" Saudi-Arabiens, "seine Verbrechen" zu beschönigen.

Österreich und Deutschland

Österreich sagte laut Außenministerium eine Million Euro für das Internationale Rote Kreuz (Corona Response) im Jemen zu. Großbritannien, ein führender Waffenlieferant Saudi-Arabiens, sagte am Dienstag Hilfsmittel im Wert von 160 Millionen Pfund (178,43 Millionen Euro) zu.

Deutschland sagte humanitäre Hilfe in Höhe von 125 Millionen Euro für das Jahr 2020 zu. Davon seien 65 Millionen Euro bereits bereitgestellt worden, erklärte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Niels Annen (SPD). "Klar ist: All diese Unterstützung kann immer nur die Folgen des Konflikts lindern, nicht aber die Ursache beheben", betonte Annen. Deutschland unterstütze deshalb Initiativen für eine Waffenruhe und den Einstieg in einen politischen Prozess.

Zehntausende Tote

Alexander Lurz, Abrüstungsexperte von Greenpeace, bezeichnete die finanzielle Hilfe der deutschen Bundesregierung der vergangenen Jahre als "beschämend gering angesichts der Profite, die deutsche Waffenkonzerne bei ihren Geschäften mit den Kriegsparteien machen". Er rief Deutschland auf, das Rüstungsembargo auf alle am Jemen-Krieg beteiligten Länder auszuweiten.

Im Bürgerkrieg im Jemen starben bereits zehntausende Menschen, zumeist Zivilisten. Nach UN-Angaben sind rund 24 Millionen Jemeniten, also mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Krise weltweit.

Seit 2015 ist Saudi-Arabien an dem militärischen Konflikt im Jemen beteiligt. Eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition unterstützt die Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi gegen die Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. (APA, 2.6.2020)