Mehr als 300 Unternehmen sind aktuell eingebunden.

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Das von Deutschland und Frankreich vorangetriebene Projekt Gaia-X eines europäischen Daten-Ökosystems soll inhaltlich und organisatorisch erweitert werden. Dazu wollen 22 Unternehmen aus Deutschland und Frankreich eine internationale, nicht-gewinnorientierte Organisation nach belgischem Recht gründen.

Das teilte das deutsche Wirtschaftsministerium am Mittwoch vor einer Gesprächsrunde mit Minister Peter Altmaier (CDU) und seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire mit. Die Namen der beteiligten Unternehmen sollen zum Ministergespräch, das am Donnerstag als Videokonferenz stattfindet, mitgeteilt werden.

Im Oktober vorgestellt

Gaia-X war im Oktober 2019 auf dem Digitalgipfel der Öffentlichkeit vorgestellt worden. In ersten Überlegungen ging es darum, in Europa nicht alternativlos auf die großen IT-Konzerne aus den USA und China angewiesen zu sein. Dafür soll ein Konzept für eine souveräne und vertrauenswürdige europäische Dateninfrastruktur erarbeitet werden, für die bestehende europäische Angebote über Open-Source-Anwendungen und offene Standards miteinander vernetzt werden.

Die ersten Reaktionen aus den USA fielen ablehnend aus. Doch inzwischen versuchen die IT-Riesen Microsoft, Amazon, IBM, Google, Alibaba und andere Konzerne nun, mit ihren riesigen Serverfarmen, den so genannten Hyperscalern, aber auch mit ihren Softwareprodukten und Dienstleistungen Teil des Gaia-X-Netzwerks zu werden.

So lobte Microsoft-Präsident Brad Smith zuletzt Gaia-X als "durchdachten Vorschlag". Microsoft wolle hier nicht nur in einer Beobachterposition bleiben. "Der Vorschlag besagt, dass Unternehmen aus verschiedenen Ländern an Gaia-X teilnehmen können, solange sie objektive Standards für den Datenschutz und die Nutzung der Daten erfüllen", sagte Smith damals der dpa.

300 Unternehmen

Das deutsche Wirtschaftsministerium erklärte, die Resonanz auf das Projekt sei seit der Präsentation im vergangenen Herbst sehr groß: "Aktuell sind rund 300 Unternehmen und Organisationen eingebunden, vom Start-up über den Mittelständler bis hin zum Großkonzern."

Darüber hinaus beteiligten sich wissenschaftliche Institutionen und Verbände aus Europa (neben Frankreich auch Länder wie Spanien, Schweden, Finnland, Österreich, Niederlande, Luxemburg, Estland und Portugal) sowie aus Japan und den USA. In den über zwanzig Arbeitsgruppen werde an der technologischen Umsetzung gearbeitet. Dem Vernehmen nach ist in den Arbeitsgruppen besonders Amazon aktiv. Amazon ist mit seiner Produktfamilie AWS der weltgrößte Hyperscaler. (APA/dpa, 3.6.2020)