Der ehemalige OGH-Vizepräsident Ronald Rohrer ist der Leiter der Ischgl-Untersuchungskommission.

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Ischgl/Innsbruck – Die Expertenkommission zur Untersuchung des Corona-Krisenmanagements Tirols in Sachen Ischgl, unter der Leitung des ehemaligen Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes (OGH), Ronald Rohrer, steht. Sie umfasst fünf weitere, großteils aus dem Ausland kommende Experten, gab Rohrer in einer Aussendung bekannt. Die Kommission werde ihre Arbeit noch am Mittwoch aufnehmen.

Großteils ausländische Experten

Fixstarter neben Rohrer war von vornherein der Schweizer Krisenmanager Bruno Hersche, der ursprünglich auch als Vorsitzender vorgesehen war, dann aber einem politischen Tauziehen zum Opfer fiel. Weiters dabei sind Winfried V. Kern, Leitender Arzt im Zentrum für Infektiologie und Reisemedizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, sowie Nicole Stuber-Berries, Co-Leiterin am Competence-Center Tourismus des Instituts für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern.

Ebenfalls dem Gremium angehören wird die Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie der Universität Zürich, Alexandra Trkola. Als "heimisches" Kommissionsmitglied wurde der ehemalige Ordinarius des Instituts für öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre der Universität Innsbruck, Karl Weber, bestellt.

Bericht soll bis Oktober fertig sein

Rund um die Besetzung der Kommission hatte es in den vergangenen Wochen heftige Scharmützel unter den Tiroler Parteien gegeben. Der von einer Mehrheit im Landtag als Vorsitzender neben Hersche nominierte ehemalige Richter Josef Geisler, dem mangelnde Unabhängigkeit vorgeworfen worden war, weil er mehrmals ÖVP-Wahlhelfer war, zog sich letztlich zurück. Schließlich beschloss die schwarz-grüne Landesregierung, dass Rohrer den Vorsitz übernehmen soll.

Laut Rohrer soll der Bericht der Kommission bis Oktober stehen und dann veröffentlicht werden. Das Headquarter des Gremiums soll in Wien angesiedelt sein, die Mitglieder würden aber für Befragungen nach Tirol pendeln.

Das Land Tirol war seit Ausbruch der Pandemie vor allem hinsichtlich des "Herdes" Ischgl auch international unter Beschuss geraten. Den Behörden und den politisch Verantwortlichen wie Landeshauptmann Günther Platter und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (beide ÖVP) wurde vorgeworfen, zu spät auf die Entwicklungen reagiert und auf die Seilbahn- und Tourismusindustrie Rücksicht genommen zu haben. Die Staatsanwalt Innsbruck führt derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten. (APA, 3.6.2020)