Ein aktueller Linux-Desktop – in diesem Fall GNOME 3.36

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Es ist eine Anomalität, die schon im Vormonat für einige Verblüffung gesorgt hat. Der Marktanteil von Linux am Desktop wächst derzeit – zumindest relativ gesehen – erheblich. Und dieser Trend hält auch im Mai an.

Zuwachs

Die aktuellen Zahlen von Net Applications weisen Linux mittlerweile einen weltweiten Marktanteil von 3,17 Prozent aus. Das ist zwar im Vergleich zu Windows mit seinen 86,89 Prozent noch immer ziemlich wenig, die Richtung ist aber durchaus auffällig. Immerhin waren es im Vormonat erst 2,87 Prozent – und das war wiederum schon mehr als eine Verdopplung zu jenen 1,36 Prozent, die Linux noch im März hatte.

Insofern bestätigen die aktuellen Zahlen vor allem eines: Dass es sich bei der Auswertung des Vormonats nicht um einen statistischen Ausreißer gehandelt hat. Das wirft natürlich die Frage auf, wie es zu einer so plötzlich gestiegenen Popularität von Linux am Desktop kommt. Auffällig ist jedenfalls die zeitliche Koinzidenz mit der Coronakrise und dem damit einhergehenden Trend zum Homeoffice.

Spurensuche

Insofern könnte es sein, dass sich hier schlicht andere Nutzungsgewohnheiten zeigen, viele Nutzer also zuhause lieber Linux verwenden, im Büro aber zu Windows gezwungen sind. Das bedeutet natürlich auch, dass es etwas verfrüht wäre, hieraus einen langfristigen Trend abzulesen, und das Jahr des Linux-Desktops auszurufen. Immerhin sollten sich diese Zahlen mit der verstärkten Rückkehr in die Büros wieder ausgleichen – und auch sonst ist eine Abflachung des Trends zu erwarten.

Browser

Ansonsten zeigen die aktuellen Zahlen vor allem einen anderen Gewinner der aktuellen Situation: Googles Browser Chrome. Dieser kann nämlich seine Dominanz am Browsermarkt weiter ausbauen, und liegt nun am Desktop bereits bei 69,81 Prozent. Damit hat er seit Februar mehr als 2,5 Prozentpunkte zugelegt, was durchaus bemerkenswert ist, da Chrome zuletzt nur mehr langsam gewachsen ist.

Um die Dominanz von Chrome klar zu machen: Die Nummer zwei am Browsermarkt – Microsoft Edge – hat gerade einmal etwas mehr als ein Zehntel der Nutzer, und kommt aktuell auf 7,86 Prozent (+0,1 im Vergleich zum Vormonat). Firefox bleibt mit 7,23 Prozent (-0,02) weitgehend unverändert. Großer aktueller Verlierer ist der Internet Explorer, der mit 4,61 Prozent (-0,84) zunehmend in Richtung Bedeutungslosigkeit schlittert. (apo, 4.6.2020)