Beamte des Chicago Police Department im Einsatz bei einem Protestmarsch.

Foto: CPD

Mehrere Fälle von Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern – speziell der gewaltsame Tod von George Floyd – haben zu teils eskalierenden Protesten in den USA geführt, die bis heute anhalten. Die Demonstrationen sorgten auch für ein erhöhtes Polizeiaufgebot, insbesondere in den Metropolen – wiederum begleitet von Bildern von Ausschreitungen von Protestierenden und Beamten.

In Chicago tat sich die städtische Polizei vor allem am vergangenen Samstag besonders schwer damit, mit der Situation umzugehen. Das lag allerdings nicht nur am erhöhten Aufkommen Demonstrierender, sondern auch daran, dass der Polizeifunk streckenweise von Aktivisten lahmgelegt wurde, wie "Vice" berichtet. Diese "verstopften" die behördlichen Funkfrequenzen unter anderem mit einem viralen Songklassiker.

Chocolate Rain – the school books say it can't be here again
Chocolate Rain – the prisons make you wonder where it went

Während prinzipiell jeder dem Chicagoer Polizeifunk zuhören kann, darf eigentlich nur die Polizei selber darüber senden. Doch Unbekannte waren offenbar an Equipment gekommen, das in der Lage ist, die eigentlich "verbotenen" Frequenzen mit größerer Reichweite zu bespielen. Und wer an jenem Tag dem Austausch zwischen den Streifenwägen und den Funkzentralen lauschte, hörte stellenweise statt Antworten Musik.

"Fuck The Police" und "Chocolate Rain"

Insbesondere zwei Songs tauchten immer wieder auf: einerseits Fuck The Police von NWA, eine Wahl, die man wahrscheinlich nicht näher erklären muss. Der andere Song allerdings ist Chocolate Rain. Dieser wurde 2007 vom Internet-Gesangsphänomen Tay Zonday veröffentlicht.

Bei diesem Werk gilt es, etwas zwischen den Zeilen zu lesen. Er behandelt mit klugen Metaphern unter anderem die Probleme und Leugnung von und durch strukturellen und institutionellen Rassismus in den USA.

Chocolate Rain – the same crime has a higher price to pay
Chocolate Rain – the judge and jury swear it's not the face

Der Störangriff auf den Polizeifunk sorgte auch für einige teils amüsierte Reaktionen auf sozialen Medien. Wer die Frequenzen mit den Songs geflutet hat, ist bis jetzt unklar. Der Angriff hat sich in diesem Umfang seither nicht wiederholt.

TayZonday

"Ballade über Rassismus"

Tay Zonday, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Adam Nyerere Bahner heißt, erklärte einst zu dem Lied, dass er als Kind in einem ethnisch gemischten Haushalt gelernt habe, keinen Unterschied zwischen Hautfarben zu machen. Als er als Teenager dann zunehmend den Rassismus im Alltag wahrnahm, habe ihn das schockiert. Und so sei das Lied wohl zu einer "Ballade über institutionellen Rassismus" geworden.

In den vergangenen Jahren setzt Tay Zonday sich immer wieder für antirassistische Anliegen ein. Zuletzt stellte er auch eine reine Instrumentalversion seines 13 Jahre alten Werks bereit. (gpi, 04.06.2020)