Nebeneinander arbeiten und voneinander profitieren: So schaut Co-Working in der Vorstellung vieler aus.

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Vor Corona war Co-Working einer der ganz großen Trends auf Büromärkten weltweit. Das Versprechen: Arbeiten in der idealen Büroatmosphäre mit perfekter Infrastruktur und Annehmlichkeiten wie exzellentem Kaffee vom hauseigenen Barista, Pingpong in der Mittagspause und Gratisbier beim Netzwerken nach Feierabend.

So hat sich Co-Working in Großstädten wie New York längst etabliert. Langsam, aber sicher schwappte die Co-Working-Welle auch nach Wien über: Erste kleinere Spaces gibt es hier schon. Und große internationale Anbieter wie Wework kündigten seit längerem an, sich auch in Wien nach einem Standort umschauen zu wollen. Ob das tatsächlich geschehen wird, ist nicht nur wegen der wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens fraglich.

Besonders die sogenannten "Hot Desks", die bisher ein Fixbestandteil von Co-Working-Spaces waren, scheinen unter den aktuellen Bedingungen fast wie aus der Zeit gefallen. Bei diesen Arbeitsbereichen handelt es sich um die günstigste Form einer Co-Working-Mitgliedschaft. Man bucht sich damit keinen fixen Schreibtisch, sondern sucht sich jeden Tag aufs Neue mit seinem Laptop einen Tisch in einem offenen Bereich, in dem es zwar mitunter nicht wirklich ruhig, dafür aber immer unterhaltsam zugeht.

Hygiene und Abstand

"Dieses Hot Desking wird sicher ein wenig aufhören", glaubt Elisa Stadlinger, Büroimmobilienexpertin beim Maklerunternehmen Örag. Denn das Bedürfnis nach Hygiene und Abstand sei derzeit sehr groß. Stadlinger betont aber auch, dass die flexiblen Schreibtische nur ein Teil von Co-Working sind. International mieten sich oft ganze Unternehmen in Räumlichkeiten ein, die die Infrastruktur und andere Annehmlichkeiten vom Co-Working-Betreiber nutzen. "Aber es wird sicher ein Umdenken geben", so Stadlinger. Denn wie bisher möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Fläche unterzubringen sei nun nicht mehr reizvoll: "Aber es wird derzeit sicher schon an neuen Konzepten gearbeitet."

Alexander Fenzl, Büroimmobilienexperte bei Optin Immobilien, relativiert außerdem: Das Wiener Co-Working sei nicht das Co-Working, das man aus Städten wie New York und London kennt. Hierzulande würden in servicierten Büros die geschlossenen Bürobereiche mit fixen Sitzplätzen ohnehin dominieren, womit man aktuell auch keine Probleme habe. Zudem könne man sich bei professionellen Co-Working-Betreibern derzeit auch sicher sein, dass Hygiene- und Abstandsregeln tunlichst eingehalten würden. "Die nehmen das sehr ernst", so Fenzl.

Und noch etwas betont der Experte: Es wird auch eine Zeit nach Corona geben. Und die Pandemie hat seiner Einschätzung nach Trends am Büromarkt noch einmal befeuert. Etwa jener zur Flexibilität für Unternehmen, sich unkompliziert an den Markt anzupassen und bei Bedarf Flächen dazuzunehmen und wieder abzugeben. "In diese Richtung wird es weitergehen", ist Fenzl überzeugt.

Nachfrage ist da

Erste Anzeichen dafür sieht er: Die Nachfrage nach servicierten Büros sei bereits wieder auf Vorkrisenniveau. Allerdings fände derzeit – unabhängig von Corona – eine Marktbereinigung statt. Internationale Anbieter würden zwar weiterhin nach Wien schielen: "Aber die Grundtendenz ist, dass die Expansion jetzt einmal wegen Corona und der wirtschaftlichen Folgen pausiert wird."

Auch der Büroexperte Andreas Gnesda von Teamgnesda rechnet mit "unglaublichem Zuspruch" für Co-Working in der Zeit nach Corona – also seiner Einschätzung nach frühestens Anfang kommenden Jahres: "Ich glaube, dass viele Firmen sich überlegen werden, ihr Büro von einem Co-Working-Betreiber managen zu lassen."

Globaler Notfallplan

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Beim Co-Working-Riesen Wework heißt es auf STANDARD-Anfrage, dass die deutschen Standorte operativ eingeschränkt geöffnet sind. Mitglieder haben mittels Schlüsselkarte Zutritt, "allerdings mit strengen Hygiene- und Abstandsrichtlinien". Und es gebe einen globalen Notfallversorgungsplan für den Fall, dass sich ein Mitglied, ein Besucher oder ein Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hat.

Zudem wurden an den Standorten Änderungen vorgenommen, damit der nötige Abstand eingehalten werden kann. Für gemeinsam genutzte Bereiche – etwa die Schreibtische – werden Reinigungstücher und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt, außerdem werden Mitglieder auf Hinweisschildern auf die nun gültigen Verhaltensregeln hingewiesen. Pingpong und Feierabendbier sind also passé – vorerst. (Franziska Zoidl, 7.6.2020)