Mit einer Mischung aus Entsetzen und Zorn blickt die Welt auf das brutale Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen US-Demonstranten, die den dort tief verwurzelten Rassismus anprangern. Auch Österreich, wo in Reaktion auf den Fall des von einem Polizisten getöteten Afroamerikaners George Floyd allein am Donnerstag Zehntausende protestierten.

Dabei steht Kritik am System USA mit seiner Ursünde der Sklaverei im Zentrum – und an Präsident Donald Trump, der die Wut weiter anstachelt, statt zu beruhigen. Aber nicht nur, und das ist richtig so – denn auch in Österreich grassieren Vorbehalte gegen schwarze Mitbürger. Viele betrachten sie als Fremde, auch wenn sie hier geboren wurden und einen österreichischen Pass haben.

Weltweit nehmen Anti-Rassismus-Proteste zu.
Foto: AFP/JANEK SKARZYNSKI

Und auch hierzulande ist es wiederholt zu unfassbaren Brutalitäten von Polizisten gegen Schwarze gekommen. Man erinnere sich an den Tod Marcus Omofumas 1999 während eines Abschiebeflugs, den Tod Cheibani Wagues 2003 im Wiener Stadtpark – und an die Folter Bakary Jasseys in einer Lagerhalle 2006. Schuld daran sind falscher Korpsgeist und rechte Unkultur in der Polizei – in einer Gesellschaft, die schwarze Mitbürger vielfach ausschließt.

Das zeigt nicht zuletzt dieser Kommentar hier, geschrieben von einer Weißen gegen die Diskriminierung Schwarzer. Diese haben in Österreichs Medien, anders als in anderen Ländern, kaum eine Stimme. Auch eine solche Stellvertretung ist das Symptom eines rassistischen Systems. (Irene Brickner, 4.6.2020)