Die Republik überlegt, sich über eine Finanzkonstruktion mit 50 Millionen Euro am Paket der deutschen Regierung mit der Lufthansa zu beteiligen.

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Wien – Am Ende hat es doch gereicht. Beim neuen Kollektivvertrag für die Ryanair-Tochter Laudamotion gab es am Donnerstag nach zähen Verhandlungen und vielen Misstönen eine Einigung – zumindest zwischen den Sozialpartnern. Die "Krisenvereinbarung", wie sie die Gewerkschaft Vida nennt, gilt für zwei Jahre. Und, wenn Ryanair zustimmt, sowohl für die Laudamotion-Beschäftigten als auch für die bei Crewlink unter Vertrag stehenden Leiharbeiter, solange sie bei Laudamotion im Einsatz sind.

Am späten Donnerstagabend berichtete dann die Branchenplattform Aviation Net, dass sich die zu Ryanair gehörende Laudamotion schriftlich zum neuem Kollektivvertrag bekannt habe. Erteilen die Mitarbeiter am Wochenende ihre Zustimmung, soll die Basis Wien erhalten bleiben, die Flugzeuge zurückgeholt werden und Ryanair die Übernahme der Routen endgültig abblasen.

Das monatliche Fixum für Flugbegleiter beträgt künftig 1.440 Euro, 14-mal im Jahr. Co-Piloten bekommen 2.000 Euro im Monat. Kapitäne sollen im Gegenzug auf 300 Euro verzichten. Bei den Gehältern der Flugbegleiter sei man – gegenüber dem Start der Verhandlungen – um 44 Prozent höher gelandet, bei den Co-Piloten um 18 Prozent, rechnet der Vorsitzende der Gewerkschaft Vida, Roman Hebenstreit, vor: "Nichts zum Jubeln, aber mehr war nicht drin."

Tiefe Gräben

Am Wochenende wird noch das fliegende Personal über den KV abstimmen. Laut einem Brief der Geschäftsführung an die Mitarbeiter warte auch Ryanair das Abstimmungsergebnis ab, vorliegen soll es am Wochenende.

Davor hatten sich die Gräben zwischen Vida und Laudamotion vertieft; in die letzte Verhandlung haben sich daher Regierungsvertreter involviert. In letzter Minute hätten sich beide Seiten bewegt, schilderten Verhandler danach.

Auch die Belegschaft war gespalten gewesen. Besser ein schlechter Job als keiner, argumentierten die einen, von einem Vollzeitjob müsse man leben können, sagten die anderen. Knackpunkt war das Einstiegsbasisgehalt (ohne Flugstunden) für Flugbegleiter. Ryanair besserte zuletzt auf ein garantiertes Jahresgehalt von 19.200 Euro brutto (monatlich 1.371 Euro) auf und argumentierte, es liege um 65 Euro über der von der Vida als Knackpunkt genannten Armutsgrenze, die Vida forderte 20.160 Euro brutto (1.440 monatlich). Das ist nun erreicht. Gerechnet auf zwölf Auszahlungen im Jahr, kommen Flugbegleiter laut neuem KV auf ein Fixum von 1.680 Euro brutto im Monat.

Der Plan von Ryanair, sollte es mit dem KV nicht klappen: Sie werde die Basis Wien schließen, alle Mitarbeiter kündigen und mit eigenen Fliegern 64 Destinationen in 23 Ländern aus Wien bedienen. Der für die Verkündung der neuen Verhältnisse vorgesehene Pressetermin wurde nun auf nächste Woche verschoben.

AUA-Paket geschnürt

Auch das Rettungspaket für die AUA soll nächste Woche präsentiert werden. Laut Informationen des STANDARD soll die Airline 600 Millionen Euro bekommen: 300 Millionen Euro als staatlich garantierten Bankkredit, 150 Millionen Euro Zuschuss vom Staat (via Finanzierungsagentur Cofag; das muss die EU-Kommission noch absegnen), und 150 Millionen Euro steuert Mutter Lufthansa fürs Eigenkapital bei.

Zudem überlegt der Staat, sich über eine Finanzkonstruktion mit 50 Millionen Euro am Paket der deutschen Regierung mit der Lufthansa zu beteiligen. In der Standortgarantie sind unter anderem CO2-Reduktionen durch Flottenerneuerung, der Erhalt des Headquarters Wien und der Drehkreuzfunktion vorgesehen, gelten soll dieser Vertrag zehn Jahre. Zudem wird der Staat Aufsichtsratsmitglieder in AUA und Stiftung entsenden.

Koalitionsintern ist man noch nicht ganz einig. Die Grünen wollen ein Antidumpinggesetz, einen Branchen-KV und hinterfragen die dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat.

Lufthansa flog aus Dax

Schlechte Nachrichten gab es hingegen für die Lufthansa: Die durch die Coronavirus-Krise in Schieflage geratene Fluggesellschaft flog aus dem deutschen Aktienindex (Dax). Sie wird durch die Immobilienfirma Deutsche Wohnen aus dem Nebenwerte-Index MDax ersetzt, wie die Deutsche Börse am Donnerstag mitteilte. In den letzten beiden Jahren mussten sich mit der Commerzbank und Thyssenkrupp bereits zwei andere Dax-Gründungsmitglieder aus dem Dax verabschieden. (Renate Graber, red, 5.6.2020)