Urlaub in Österreich, inmitten von Bio-Österreichern, steht heuer auf dem Programm.

Foto: APA/EXPA/ERICH SPIESS

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das ist die Frage dieser Tage, und die Antwort ist für jeden Patrioten eindeutig: Ausg’schweift hat es sich, geschweift wird nicht, der Schweif wird eingezogen, angesagt ist vielmehr der Heimaturlaub.

Die Gefahr ist also gebannt, dass einem ein fieser Fremdling in einem Shithole-Country tückisch seine Pestilenz-Aerosole samt Corona-Nanosau in den Nacken bläst. Da freut sich jeder Heimatverbundene, dem bei Ferien unter Negern oder Schlitzaugen immer schon mulmig wurde.

Stattdessen: Urlaub in Österreich, inmitten von Bio-Österreichern, Bio-Vorarlbergern, Bio-Osttirolern, Bio-Piestingtalern, Bio-Braunauern, Bio-Fürstenfeldern, Bio-Linz-Urfahrern. Brauch ka große Wöd, I bleib z’haus in Fürstenföd. Ein Traum wird wahr!

Österreich-Rundreise

Für Ihren Krisenonkel Christoph ist das ein willkommener Anlass, sich an seine Jugend und die damals obwaltenden Reisegepflogenheiten zu erinnern. Der österreichische Heimaturlaub wurde keineswegs vom Coronavirus erfunden, es gab ihn schon lange zuvor. Die Hochzeitsreise meiner Eltern (ein Beispiel) war eine Österreich-Rundreise. Mein Vater war 1955 bereits auslandserfahren und hatte für sein Studium längere Zeit in den USA und in Frankreich verbracht, aber damals mussten er und meine Mutter ihre Kreise enger ziehen, nicht zuletzt des knappen Geldes wegen.

Im Fotoalbum: Vater und Mutter vor dem Goldenen Dachl, dem Klagenfurter Lindwurm, dem Grazer Uhrturm, Schönbrunn. Welche Odyssee! Für die noch exotischeren Reiseerfahrungen stand aber Tante Elfriede, die, ledig und reiselustig, jährlich mit dem Flugzeug – dem Flugzeug! – nach Großbritannien reiste und hernach von ihren Erlebnissen berichtete. Wir Kinder hingen fasziniert an ihren Lippen und bestaunten die Mitbringsel, mit denen sie uns beschenkte. Als altes Leckermaul erinnere ich mich an ein paar erregend fremdländische Zuckerstangen in papageienbunten Farben.

Solche Mitbringsel sind heute obsolet, weil man eh jeden Schmafu überall auf der Welt kaufen kann, und blasierte 14-Jährige erzählen einander, wie sie am Wochenende um acht Euro nach Lissabon geflogen sind. Damit ist jetzt aber Schluss. Reisen heute ist wieder wie Reisen damals. Schaut so aus, als habe die Nanosau auch eine nostalgische Ader. (Christoph Winder, 5.6.2020)