Ich baue Tag für Tag beim Alberner Hafen in Wien an meiner Yacht des Typs "Tasman 48". Es handelt sich dabei um ein Design aus den 70er-Jahren. Die Aluteile des Schiffsrumpfs kaufte ich vor zweieinhalb Jahren aus dem Nachlass eines Friseurs. Er hatte diese bereits vor 27 Jahren erworben. Spätestens 2023 wird es losgehen, über die Donau, das Mittelmeer und weiter nach Südostasien. Dort soll das Schiff als Charterbasis für Taucher dienen. Stress mache ich mir keinen, ich möchte vor dem Auslaufen jede Schraube dieses Schiffs kennen. Erfahrung konnte ich bereits mit anderen Schiffsprojekten sammeln, unter anderem auf einer Reise von Schweden über Sizilien nach Griechenland. Klar muss man etwas verrückt sein, wenn man so ein Projekt angeht. Und klar hab ich Spundus vor der Fahrt über die Weltmeere. Aber ich muss das trotz der Gefahren einfach tun.

Peter Spitaler baut ...
Foto: Heribert Corn/www.corn.at

Mein ursprünglicher Beruf ist Industriedesigner, ich arbeitete lange in der Holzindustrie, dann an einem Furnierprojekt für Ikea in Schweden, ehe es zurück nach Österreich ging. Mittlerweile bin ich als "Senior Lecturer" an der Akademie der bildenden Künste in Wien beschäftigt.

Für mein Schiff spare ich mir alles vom Mund ab, jeden Monat gilt es genau zu überlegen, wie hauszuhalten ist. Das ist eine Unfreiheit, die letztlich Teil der großen Freiheit ist. Ich denke, Segeln steht generell für eine gewisse Art der Freiheit und temporären Autarkie, vor allem das sogenannte "Blauwassersegeln".

... Tag für Tag beim Alberner Hafen an seinem Boot.
Foto: Heribert Corn

Das bezeichnet ein Aufbrechen ins Unbekannte, begleitet von Risiken, die man nicht kennt. Es handelt sich um eine Mischung aus Kompetenz und Selbstbestimmung. Natürlich erfordert es Mut, diese Risiken und Ängste zu überwinden.Ich habe keine Ahnung, warum manche Menschen von so etwas getrieben sind und andere diesen Schritt nie und nimmer wagen würden. Mich hat diese Art des Lebens, der Freiheit schon mein ganzes Leben lang fasziniert und beschäftigt. Ich kann mich gut erinnern, als ich zum ersten Mal auf große Fahrt ging. Diese Angst im Nacken werde ich nie vergessen. Irgendwann will man immer weiter und weiter und weiter. Da reicht einem der Neusiedler See nicht mehr. Das Eigenartige bei der Sache ist, dass die Welt dadurch nicht größer, sondern kleiner wird. (maik, 5.6.2020)