Die Saalgruppe "Republik und Diktatur" zur Zeit 1918 bis 1945 ist über 20 Jahre alt. Von einer Historikerkommission wird nun eine umfassende Neuaufstellung der Ausstellung gefordert. Das Gremium soll eigentlich das gesamte Haus evaluieren, doch der ministerielle Auftrag dazu steht aus.

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Im Heeresgeschichtlichen Museum, aber noch viel mehr an den zuständigen Stellen im Verteidigungsministerium, wähnt man sich in einem Abwehrkampf: Böse Linke und weltfremde Wissenschafter hätten zum Angriff auf die letzte Bastion militärischen Stolzes geblasen. Daher musste ein Historikerbericht, der die Saalgruppe "Republik und Diktatur" zur Zeit 1918 bis 1945 als dringend und umfassend zu überarbeiten ansieht, möglichst kleingehalten werden.

Zwei Monate blieb er unter Verschluss, um ihn dann völlig an den Experten vorbei und umrahmt von einem beschwichtigenden Interview mit HGM-Direktor Christian M. Ortner übers Pfingstwochenende via APA in Auszügen bekannt zu machen – Message-Control par excellence, wo Transparenz und Öffnung gefragt wären.

Wird Evaluierung niedergebügelt?

Schwerer wiegt aber noch, dass offenbar daran gedacht wird, auf Phase zwei der von Übergangsminister Thomas Starlinger beauftragten Evaluierung, die sich mit Einbeziehung deutscher Historiker auf alle Räume des HGM ausdehnen sollte, zu verzichten. Das Fenster, das sich zuletzt öffnete, um das Museum inhaltlich und ausstellungstechnisch von den 1970er-Jahren ins 21. Jahrhundert zu holen, will man schnell wieder schließen.

Was Klaudia Tanner (ÖVP) eigentlich zu tun hätte, ist evident: Fenster und Türen auf, externe Experten rein, internationale Perspektiven rein, mehr Unabhängigkeit für ein erneuertes, von objektiven Kommissionen bestelltes wissenschaftliches Personal, mehr Raum für Sonderausstellungen. Und vor allem: mehr Geld fürs kaputtgesparte Bundesheer und das ebenso krachende HGM.

Das aber unter einer Bedingung: Militärmuseen können und müssen heute neu gedacht werden. Weg von der Ruhmeshalle, hin zur reflektierten Beschäftigung mit Krieg und Gewalt. Militärgeschichte mit kultur- und sozialhistorischer Einbettung nimmt Täter, Opfer, Widerstand und Verweigerung ebenso in den Blick wie den "Zauber der Montur", die Nostalgie schöner Uniformen. Zu erzählen hätte ein erneuertes HGM ungemein viel, entscheidend aber ist, wie es das tut. (Stefan Weiss, 5.6.2020)