Für Politiker sind öffentliche Anlässe Alltag: wie jener am Donnerstag, als der stellvertretende VP-Landeshauptmann Josef Geisler und die grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe vor dem Innsbrucker Landtag eine Petition gegen ein Wasserkraftwerk im Tiroler Ötztal entgegennahmen. Eine WWF-Aktivistin wollte bei der Gelegenheit noch Argumente gegen das Kraftwerk anbringen. Die Naturschützerin tat das selbstbewusst, und sie ließ sich nicht unterbrechen, obwohl es Geisler versuchte. Und genau das scheint für ihn nicht Alltag zu sein. Zornig zischte er: "Widerwärtiges Luder". Einer von den dort Anwesenden filmte mit, deshalb wir wissen nun alle davon.

Der stellvertretende VP-Landeshauptmann Josef Geisler.
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Wie kann es sein, dass sich ein Politiker noch heute in seinem Chauvinismus derart sicher fühlt, dass er öffentlich so etwas sagt? Weil sich Männer in Machtpositionen ein solches Verhalten nicht nur allzu oft leisten, sondern es auch können. Es schmerzt, dass die daneben stehende Felipe ihm nicht Konter gab; sie sagte später, sie hätte es nicht gehört. Auch das Schweigen zu so etwas ist ein Problem.

Das größere aber ist, dass manche Männer noch immer meinen, ihr Geschlecht gebe ihnen ein Vorrecht. Nichts anderes zeigt die brutal frauenverachtende Wortwahl von Geisler. Daher hat seine rasche Entschuldigung kaum Bedeutung. Solche Sprüche fußen auf einer langen sexistischen Tradition. Es ist auch die Verantwortung von Politikern, diese zu beenden, statt sich ihrer zu bedienen. (Beate Hausbichler, 5.6.2020)