Die Münchner Kriminalhauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl).

Foto: ORF/BR/Hendrik Heiden

Sie wohnen in gläsernen Vorstadtvillen mit akkuraten Gärten, Hometrainern und Jacuzzis auf der Terrasse, gehören zur gehobenen Mittelschicht, machen Karriere. Von nichts kommt ja nichts.

Da bleibt wenig Zeit für die Kinder. Töchter werden ins Tenniscamp an den Gardasee geschickt, Söhne vor Videospielen geparkt. Miteinander geredet wird wenig, jeder bleibt sich selbst überlassen.

Im Mittelpunkt des neuen Tatort aus München mit dem trügerisch poetischen Titel Lass den Mond am Himmel stehn (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD, ORF 2) stehen die befreundeten Fassadefamilien Kovacic und Schellenberg, denen ihr bisheriges Leben wegbröckelt.

Düster, kalt und schweigsam

Düster, kalt und schweigsam ist diese Folge, Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) haben den Mord am 14-jährigen Emil Kovacic aufzuklären. Seinen letzten Abend verbrachte der Bub zockend mit Freund Basti Schellenberg. An einem Parkplatz, der als Treffpunkt für anonymen Sex bekannt ist, verliert sich dann Emils Spur.

Verdächtige gibt es viele, Vernehmungen ebenso. Aber den beiden Ermittlern, die sonst mit Kalauern nicht geizen, vergeht zunehmend das Reden, der Schmäh sowieso. Nicht sie sind die Hauptfiguren, der österreichische Regisseur Christopher Schier und die Autoren Stefan Hafner und Thomas Weingartner legen den Fokus auf die Elternpaare, die allein still leiden, sich nichts zu sagen haben.

Das Ende lässt nicht nur die Kommissare traurig und ratlos zurück. Weil die Aufklärung des Mordes keine Erleichterung ist. Für niemanden. (Astrid Ebenführer, 6.6.2020)