Übergangspräsidentin Jeanine Añez verspricht, das eingesparte Geld in den Kampf gegen das Coronavirus zu investieren.

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La Paz – Die bolivianische Übergangsregierung schafft mehrere Ministerien ab, um in der Corona-Krise Geld zu sparen. Demnach werden das Sportministerium, das Kulturministerium und das Kommunikationsministerium an andere Ministerien angeschlossen, berichteten bolivianische Medien am Freitag (Ortszeit) übereinstimmend.

"Alles Eingesparte wird in die Gesundheit und den Kampf gegen das Coronavirus gehen", wurde Übergangspräsidentin Jeanine Añez zitiert. Vor allem die Abschaffung des Kulturministeriums löste in dem Andenstaat Kritik aus. Unter dem Motto "Ich bin ein Künstler, ich bin keine absurde Ausgabe" rief der Kultursektor den Notfall aus. Zudem sollen die Botschaften in Nicaragua und im Iran geschlossen werden. "Wir haben nichts gegen diese Länder (...), es ist, um zu sparen und dieses Geld zu investieren", sagte Añez.

Neuwahlen verschoben

Unter Ex-Präsident Evo Morales pflegte Bolivien enge politische und wirtschaftliche Beziehungen mit Nicaragua und dem Iran. Der linksgerichtete indigene Staatschef war auf Druck des Militärs zurückgetreten, nachdem ihm Betrug bei der Präsidentenwahl vom 20. Oktober vorgeworfen worden war und Unruhen ausbrachen. In Bolivien übernahm daraufhin eine Interimsregierung die Amtsgeschäfte. Sie sollte Neuwahlen organisieren. Die für den 3. Mai vorgesehenen Präsidenten- und Parlamentswahlen wurden inzwischen auf einen späteren Termin bis zum 6. September verschoben.

Die Anhänger von Morales sowie seine Verbündeten in der Region sprechen von einem Putsch. Der Ex-Präsident lebt derzeit im Exil in Argentinien. Die bolivianische Wahlbehörde untersagte ihm deshalb, für einen Sitz im Senat des Landes zu kandidieren. (APA, 6.6.2020)