Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und ÖFB-Präsident Leo Windtner am Dienstag, 12. Mai 2020, anlässlich einer Pressekonferenz mit dem Thema "Perspektiven für Mannschaftssport" im Sozialministerium in Wien.

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Das Comeback des Fußballs, wohlgemerkt nur des männlichen professionellen Fußballs, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Sport bei der Abfederung der Pandemiefolgen weiter schön brav hinten anstellen muss. Das gilt nicht nur für finanzielle Hilfen. Auf die haben Gemeinnützige wie die überwiegende Mehrzahl der Sportvereine mangels in Geld zählbaren vergangenen Gewinns zunächst gar keinen Anspruch. Das gilt auch für die Bemühungen um die Herstellung eines Normalzustandes in Training und Wettkampf. Um aufzuzeigen, dass hier mit zumindest zweierlei Maß gemessen wird, müssen gar nicht Kundgebungsteilnehmer denunziert werden, die sich nicht um Abstandsregeln kümmern.

Drängeln gestattet

Schwieriger ist es schon, das geltende Verbot von Radrennen oder Laufbewerben im Freien mit mehr als vier Teilnehmern sportlich zu nehmen, wenn früher ebenso harmlose Zerstreuungen wie das Drängeln auf bestens besuchten Flohmärkten selbstverständlich wieder gestattet sind. Ganz zu schweigen vom Flanieren in Einkaufszentren. Hallenmannschaftssport geht dagegen gar nicht und Schulsport erst nach einem Aufschrei, aber auch nur schulautonom, auf freiwilliger Basis, außerhalb der Unterrichtszeiten.

Die Politik kann natürlich auf die Fülle ihrer Probleme verweisen. Desinteresse, ja Ignoranz sind aber nicht zu entschuldigen. Der Sport wurde in der Krise zum Bittsteller degradiert. Das ist nicht länger sportlich zu nehmen. (Sigi Lützow, 8.6.2020)