Prinz Andrew war mit dem Sexualstraftäter Epstein befreundet. Deshalb soll er vor der Justiz aussagen, eine freiwillige Kooperation verweigerte er bislang.

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Bislang wollte sich Prinz Andrew nicht zu seinem Verhältnis zum US-Multimillionär Jeffrey Epstein äußern. Dies könnte sich aber ändern: New Yorker Bundesstaatsanwälte haben im Rahmen der strafrechtlichen Ermittlungen gegen mutmaßliche Mitverschwörer des verurteilten Sexualstraftäters Epstein formell um eine Zeugenaussage von Prinz Andrew gebeten. Zuerst berichtete "The Sun" darüber, mehrere US-Medien erhielten nach eigenen Angaben inoffizielle Bestätigungen der Behörden. Ein Antrag sei im Rahmen eines Rechtshilfeabkommens an das britische Innenministerium gestellt worden.

Das britische Innenministerium äußert sich in der Regel nicht über die Existenz eines Rechtshilfeersuchens. Der US-Staatsanwalt eines New Yorker Bezirks, Geoffrey Berman, hatte sich zuvor bemüht, Prinz Andrew über seine Anwälte zu einem Interview zu bewegen. Trotz seiner Zusagen, bei den Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI zu helfen, habe der 60-jährige Prinz "die Tür zu einer freiwilligen Zusammenarbeit komplett zugeschlagen", sagte Berman im März.

Informationen zu Maxwell

Laut ABC News sei die Untersuchung von Epsteins mutmaßlichen Mitverschwörern im Gange. Sie soll sich auf Ghislaine Maxwell, Epsteins ehemalige Freundin und Mitarbeiterin, konzentrieren. Prinz Andrew ist möglicherweise in der Lage, Informationen über seine Interaktionen mit Epstein und Maxwell in New York, auf den Jungferninseln und in London zu geben – drei Orte, an denen Epstein Eigentum besaß und wohin er seine Opfer angeblich brachte.

Epstein soll über Jahre hinweg minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben; wenige Wochen nach seiner Festnahme wurde der 66-Jährige im vergangenen August in einer New Yorker Gefängniszelle tot aufgefunden – nach Angaben der Gerichtsmedizin beging er Suizid.

Vorwürfe gegen Prinz Andrew

Prinz Andrew, der mit dem Multimillionär befreundet war, wird vorgeworfen, 2001 Sex mit einer damals 17-Jährigen gehabt zu haben, die von Epstein dazu gezwungen worden sein soll. Er bestreitet die Vorwürfe und sagte im vergangenen Jahr öffentlich seine Kooperation mit den Ermittlern zu.

Im November gab Prinz Andrew ein verheerendes Interview.
BBC News

Nach heftiger Kritik an einem BBC-Interview im vergangenen November, in dem der Prinz seine Freundschaft mit Epstein verteidigte und keinerlei Mitgefühl mit den Opfern zeigte, legte Andrew alle öffentlichen Ämter als Royal nieder. (red, APA, 8.6.2020)