Beim Kredit nachzurechnen kann sich oft lohnen. Konditionen am Markt verändern sich. Das kann Spielraum schaffen.

Foto: iStockphoto / Klaus Schneider

Das Nullzinsumfeld und die gut laufende Konjunktur haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Kosten für Fremdkapital gering waren. Dementsprechend haben sich die Menschen verschuldet, um etwa den Wohntraum wahr werden zu lassen. Doch dann kam die Corona-Pandemie – und damit Jobverlust, Kurzarbeit und die Unsicherheit, wie langfristig die einzelnen Wirtschaftszweige getroffen werden beziehungsweise ob und wie es gelingen kann, dass man bald wieder von der gewohnten Normalität sprechen kann.

Stundungen von Kreditraten, Umstrukturierungen der Fremdfinanzierungen und ein neuer Bedarf an Geld waren in den vergangenen Wochen daher das Gebot der Stunde. Der Nachfrage entsprechend hat etwa die Konsumkredit-Vergleichsplattform Lendo im April eine Umschuldungsfunktion gelauncht. "Gerade in finanziell angespannten Zeiten ist es nötig, die monatlichen Fixkosten zu optimieren", sagt Salar Roshandel, Managing Director von Lendo Österreich. Damit könnten oft Kosten gespart werden.

Service für Umstrukturierung

Lendo, ein internationales Fintech, bietet seine Kreditvergleiche seit 2019 in Österreich an. Bis maximal 75.000 Euro (Konsumkredit) können über die Plattform abgewickelt werden. Für Kunden erfolgt der Service digital – bei passender Bonität kann der Wunschkredit in wenigen Schritten abgewickelt werden. Lendo holt für Kunden bei unterschiedlichen Banken passende Angebote ein, der Kunde kann damit die Kosten rasch vergleichen.

Man vergleiche heute online die Preise für Produkte, Hotels oder Reisen – "warum dann nicht auch für Kredite?", sagt Roshandel. Das 2007 gegründete Fintech hat zuletzt mit Consors Finanz (einer Marke der BNP Paribas Gruppe) einen weiteren Bankpartner hinzubekommen. "Der schnelle Überblick über die Kreditmöglichkeiten hilft den Menschen, dass sie nicht selber von Bank zu Bank gehen müssen, und entlastet sie", sagt Consors-Finanz-Geschäftsführer Thomas Türk.

Kosten gestiegen

Die Kosten für die Neuaufnahme von Krediten sind zuletzt jedoch gestiegen, weiß Alexander Meixner. Der Chef vom Kreditvergleichsportal Creditnet.at erklärt das mit zwei Punkten. Verbraucherkredite orientieren sich am Zinssatz Euribor, zu diesem rechnet die Bank ihren Aufschlag hinzu. Das zusammen ergibt die Kreditkosten. Der Euribor liegt zwar nach wie vor im negativen Bereich. Die Nachfrage nach Krediten ist Corona-bedingt aber gestiegen. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe brauchen Geld zur Überbrückung. "Das hat dazu geführt, dass viele Banken ihre Aufschläge angehoben haben", sagt Meixner. Rund 1,375 Prozent würden die Banken derzeit aufschlagen – das ist rund ein Viertel mehr als vor der Corona-Krise. Der Grund liegt für Meixner darin, dass für die Banken die Liquiditätskosten gestiegen sind – und ebenso das Risiko, dass der Kredit wegen der aktuellen Unsicherheit von einem Ausfall bedroht ist.

Das Frankenproblem

Inhaber von Fremdwährungskrediten können ihre Raten Corona-bedingt jedoch nicht stunden. Denn die von der Regierung angekündigte Möglichkeit der Ratenstundung gilt nicht für Produkte mit einem Tilgungsträger. Fremdwährungskreditnehmer sind hier damit klar im Nachteil. Hier müsste im Fall auch die Versicherung zustimmen, dass Kreditnehmer ihre Prämienzahlungen (die in den Tilgungsträger fließen) aussetzen dürfen. Hinzu kommt, dass diese Kredite beispielsweise vom Kurs Euro/Franken ohnehin belastet sind. Seit dem im Herbst 2008 verhängten Verbot der Aufnahme neuer Kredite in Franken, Yen und anderen Fremdwährungen ist das Volumen dieser Kredite in Österreich um rund drei Viertel (74,6 Prozent oder 34,88 Mrd. Euro) reduziert worden. Doch noch immer sitzen Kreditnehmer auf einem aushaftenden Volumen von 13,25 Mrd. Euro, wie die Finanzmarktaufsicht (FMA) zuletzt mitteilte.

Wollen betroffene Kunden zurück in den Euro wechseln, bieten Banken hier oft eine Verlängerung der Laufzeit an. Das erhöht die Chance, dass die Kredite (die sich aufgrund der Kursentwicklung beim Franken verteuert haben) rückbezahlt werden können.

Sinn macht es laut Meixner auf jeden Fall, sich mit Beratern und professionellen Kreditvermittlern kurzzuschließen. Denn Banken würden für Kredite ihre Zinssätze oft nur auf 15 Jahre fixieren. Damit würden die Sätze für 15-jährige Swaps aber steigen, womit später laut Meixner höhere Aufschläge drohten. Eine Fixierung der Zinsen auf 20 bis 30 Jahre wäre für Kunden daher sinnvoll. Vor allem in diesem Punkt würden Kreditvermittler helfen können, denn nicht jede Bank biete von sich aus diese langen Laufzeiten an. (Bettina Pfluger, 8.6.2020)