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Asmik Grigorian wird in Salzburg heuer in "Elektra" auf der Bühne stehen.

Foto: Franz Neumayr / picturedesk.com

Die Salzburger Festspiele haben in den letzten Monaten des Lockdowns und des unabsehbaren Endes des in Österreich geltenden Veranstaltungsverbots hoch gepokert. Während die Bregenzer und auch die Bayreuther Festspiele ihre Festivals abgesagt haben, blieb man in Salzburg unnachgiebig hoffnungsvoll.

Am Dienstag nun konnten Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Intendant Markus Hinterhäuser das für diesen Ausnahme-Sommer modifizierte Programm präsentieren. Und siehe da, die Festspiele sind in der Lage, neben 53 Konzerten fünf essenzielle Neuproduktionen der diesjährigen 100-Jahr-Jubiläumsedition in Aussicht zu stellen. Stimmt, der Jedermann ist keine Neuproduktion, hat aber mit Caroline Peters eine neue Buhlschaft.

Umfangreicher als erwartet

Damit fallen die Festspiele 2020 deutlich umfangreicher aus, als noch vor wenigen Wochen zu erwarten war. Es sind nebst den Konzerten zwei Opern und drei Theaterproduktionen sowie etliche Rahmenveranstaltungen, die zwischen 1. und 30. August stattfinden. Insgesamt wird es 110 Aufführungen an acht verschiedenen Spielstätten geben.

Im Musiktheater wird Richard Strauss’ Elektra auf die Bühne gebracht – mit Asmik Grigorian als Chrysothemis. Premiere ist am 1. August in der Felsenreitschule in der Regie von Krzysztof Warlikowski; es dirigiert Franz Welser-Möst. Überraschend steht auch eine Neuproduktion von Wolfgang Amadeus Mozarts Così fan tutte auf dem Plan. Diese neue Così inszeniert der Deutsche Christof Loy (der ursprünglich für Boris Godunow angereist wäre), Joana Mallwitz dirigiert die Wiener Philharmoniker, und Marianne Crebassa singt die Dorabella. Premiere ist am 2. August im Großen Festspielhaus.

Im Schauspiel werden zwei Uraufführungen realisiert, und zwar Peter Handkes Kurzstück Zdeněk Adamec über den gleichnamigen tschechischen Studenten, der sich aus Protest selbst verbrannt hat. Sowie Everywoman von Tausendsassa Milo Rau, ein Solostück mit der Schweizer Schauspielerin Ursina Lardi, das man als mögliche Antwort auf den traditionellen Jedermann von Hugo von Hofmannsthal lesen kann, mit dem vor einhundert Jahren die Salzburger Festspiele aus der Taufe gehoben wurden.

Umfangreiches Sicherheitskonzept

110 Vorstellungen – wie können diese ablaufen? Der kaufmännische Geschäftsführer Lukas Crepaz stellte angesichts der vorgeschriebenen Maßnahmen ein umfangreiches Sicherheitskonzept vor, das derzeit mit einem Expertenbeirat und den Behörden abgestimmt wird. Es wird laufend den neuen Entwicklungen angepasst. Derzeit gilt bei einer Schachbrettsitzordnung (mit Ausnahmen) eine generelle Maskenpflicht außer am Sitzplatz während der Vorstellung. Zudem wird auf Pausen sowie auf Bewirtung verzichtet. Personalisierte Eintrittskarten sollen ein schnelles Contact-Tracing ermöglichen.

"Das Coronavirus stellt unsere Gesellschaft vor die größte Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs", schreibt Helga Rabl-Stadler im Vorwort. Und sie endet kämpferisch mit einem Hölderlin-Zitat: "Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch." Eröffnet werden die Jubiläumsfestspiele am 1. 8. mit Elektra in der Felsenreitschule und dem Jedermann auf dem Domplatz. (Margarete Affenzeller, 9.6.2020)