Rechts ein Schulterpolster, links ein Schulterpolster, Oberarme frei, das war's auch schon. Das Erfolgsrezept des ärmellosen Muscle-Shirts ist seine Schnörkellosigkeit. Zumindest auf Instagram und Tiktok scheint das It-Shirt so wenig verzichtbar, wie es während des Lockdowns der Mundschutz war.
Kaum eine Influencerin, die mit dem T-Shirt nicht ihre modische Sattelfestigkeit beweisen will. Die Qualitäten des Oberteils liegen auf der Hand. Es passt unter die derzeit angesagten Blazer, verleiht seiner Trägerin breite Schultern und ruft offensichtlich "Platz da!". Es ist das vorlaute Pendant zum Puffärmel, dem Meister der süßlich-subtilen Kommunikation. Oder, anders gesagt: Würden die "Denver Clan"-Rivalinnen Joan Collins und Diahann Carroll heute in einer Netflix-Serie auferstehen, dann trügen sie wahrscheinlich aufgepolsterte T-Shirts unterm Goldkettchen.
Die meisten Influencerinnen tragen das T-Shirt-Modell "Eva" des "Frankie Shop", eines an der Lower East Side New Yorks angesiedelten Ladens, der längst auch in Paris und online in die ganze Welt verkauft. Es verwundert nicht, dass das begehrte T-Shirt dort im Moment ausverkauft ist. Aber das macht ja nichts. Kaum ein Retailer hat bislang verabsäumt, ein ähnliches Shirt aus dem Hut zu zaubern.
Wer nachhaltiger mitmachen will, näht sich einfach selber ein Shirt. So wie die US-Youtuberin Angelina vom Youtube-Kanal "Blueprint DIY", die sich auf Upcycling-Projekte spezialisiert hat und ein einfaches T-Shirt mithilfe von Watte und Frotteehandtüchern aufpolstert.
Alles zu viel Aufwand? Dann einfach dem US-Model Paloma Elsesser die Zackzack-Variante nachahmen.
Frau nehme ein weißes Oversize-T-Shirt, rolle die Ärmel hoch und lasse die Muskeln spielen. Das bekommen wir doch hin, oder? (Anne Feldkamp, 11.6.2020)