Die Messe Wien stand bereits im April als Notlazarett bereit.

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Wien – Das Notlazarett, das in der Messe Wien für leichte bis mittlere Corona-Fälle eingerichtet wurde, spielte in den Worst-Case-Szenarien der Bundeshauptstadt eine bedeutende Rolle. Es stand bereits im April bereit, um bei einer möglichen Überforderung der Spitalskapazitäten in Wien gut gerüstet zu sein. In einer ersten Ausbaustufe wurden 880 Betten eingerichtet, für den Notfall wurde ein mögliches rasches Hochfahren auf 3.100 Betten mitgeplant.

Dank der wirksamen und schnellen Corona-Maßnahmen in Österreich wurden aber die Kapazitätsgrenzen von Krankenhäusern auch in Wien vorerst nicht annähernd erreicht. Das Notquartier in der Messe kam über die erste Ausbaustufe nie hinaus. Als Folge dieser Entwicklung werden die Ende Juli auslaufenden Verträge für das Notquartier in der Messe nicht mehr verlängert. Das erfuhr DER STANDARD auf Anfrage aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Auch in der Corona-Vorsorge für den Herbst wird die Messe nicht mehr benötigt. Ab August kann die Messe nach Abbau und Desinfektion also auch wieder anderweitig verwendet werden.

880 Betten wurden in einer ersten Ausbaustufe eingerichtet. Bei Bedarf wurde eine Erhöhung auf 3.100 Betten geplant.
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Drei Corona-Notquartiere bleiben bestehen

Für Erkrankte oder jene Personen, die ihre Quarantäne nicht in den eigenen vier Wänden verbringen können, wird es aber weiterhin Notquartiere geben. Aktuell existieren Notunterkünfte im alten Krankenhaus Floridsdorf, im Pavillon 9 des ehemaligen Geriatriezentrums Am Wienerwald sowie im Pavillon 9 des Otto-Wagner-Spitals. Diese Notquartiere bleiben bestehen, sagte Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien. Maximal 130 Personen können in den drei Einrichtungen untergebracht werden.

Die Höchstbelegung betrug rund 300 Personen.
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Liste mit 30 weiteren Unterkünften im Bedarfsfall

Anstelle des Notquartiers in der Messe hat die Stadt zudem eine Liste von 30 weiteren Unterkünften in ganz Wien erstellt. "Bei Bedarf greifen wir dann auf diese zurück", sagte Huber. So wird es ab Herbst Quartiere für verschiedene Notwendigkeiten geben: etwa für Erkankte mit Pflegebedarf, Menschen mit Handicap oder auch Unterkünfte für medizinisches Schlüsselpersonal.

Das Gesamtbudget für das Notquartier in der Messe Wien beträgt 66 Millionen Euro. Die Stadt Wien rechnet mit tatsächlichen Kosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro.
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Mit den kleineren Einheiten wird es für die Stadt auch leichter, gezielt auf einen möglichen Anstieg bei Infiziertenzahlen zu reagieren. Denn die Messe war im Nachhinein gesehen – und zum Glück – überdimensioniert: Die Höchstbelegung betrug rund 300 Personen, also nur ein Drittel der Kapazität der ersten Ausbaustufe. Das war im Mai, als fast 300 Flüchtlinge der Asylwerberunterkunft in Erdberg nach Corona-Fällen in die Messe übersiedelt wurden. Insgesamt wurden 28 Personen positiv getestet, darunter vier Betreuer.

Gesamtbudget für Notquartier beträgt 66 Millionen Euro

Organisiert wird die Betreuung in der Messe vom Arbeiter-Samariter-Bund. Das zur Verfügung stehende Gesamtbudget für den Betrieb beträgt laut Stadt Wien 55 Millionen Euro. Die Messe selbst erhält für Miete, Betriebskosten, Reinigung, Aufbau und Abbau rund elf Millionen Euro. Insgesamt stehen also 66 Millionen Euro zur Verfügung. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) rechnet aufgrund der geringen Auslastung mit tatsächlichen Kosten für die Stadt Wien in Höhe von rund 50 Millionen Euro. (David Krutzler, Irene Brickner, 10.6.2020)