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Pierre Nkurunziza nach der Stimmabgabe bei der Wahl im Mai 2018.

Foto: AP/Berthier Mugiraneza

Gitega – Wenige Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Burundi ist der scheidende Staatschef Pierre Nkurunziza überraschend gestorben. Er habe einen Herzstillstand erlitten, hieß es am Dienstag in einer offiziellen Mitteilung der Regierung.

Nkurunziza war seit 2005 an der Macht und regierte das ostafrikanische Land mit rund elf Millionen Bürgern mit harter Hand. Bei der Wahl vor drei Wochen wurde er aber von seiner Partei nicht erneut aufgestellt. Er sollte noch bis August im Amt bleiben. Nkurunziza war 55 Jahre alt.

UN-Generalsekretär António Guterres sprach der Regierung und dem Volk Burundis sowie der Familie von Nkurunziza sein Beileid aus. Die Vereinten Nationen stünden jederzeit bereit, das Land beim Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie und bei den anhaltenden Anstrengungen zum Aufbau einer stabilen, ertragreichen und friedlichen Zukunft für alle Bewohner zu unterstützen, sagte Guterres laut Mitteilung am Dienstag in New York.

Hunderttausende geflüchtet

Nkurunziza stürzte Burundi – eins der ärmsten Länder der Welt – 2015 in eine Krise, als er sich entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit bewarb. Oppositionelle, Kritiker und Journalisten wurden verfolgt, festgenommen und getötet, Hunderttausende flohen über die Grenzen in die Nachbarländer. Eine UN-Kommission hat der Regierung mehrfach Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.

Seitdem hat sich Burundi schrittweise von der internationalen Gemeinschaft isoliert. Als erster Staat der Welt ist Burundi 2017 aus dem Internationalen Strafgerichtshof ausgetreten. Jüngst wurden auch Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) des Landes verwiesen – inmitten der Corona-Krise. Bislang wurden offiziell nur 83 Corona-Fälle bestätigt und die Regierung hat die Gefahr durch Covid-19 heruntergespielt. Nkurunziza ist inzwischen berüchtigt für Aussagen wie etwa, dass Gott das Land vor der Epidemie schützen werde.

Keine Wahlbeobachter zugelassen

Obwohl sich Nkurunziza dank einer Verfassungsänderung für eine weitere Amtszeit hätte bewerben können, stellte die Regierungspartei CNDD-FDD überraschend Evariste Ndayishimiye für die Wahl am 20. Mai auf. Dieser gewann mit 68 Prozent der Stimmen, die Abstimmung nannten Experten aber bereits im Vorfeld nicht frei und fair, unter anderem weil keine Wahlbeobachter zugelassen waren.

Ob Ndayishimiye für Burundi nun einen neuen Weg einschlagen wird, ist unklar. Nkurunziza wurde zwar von der Partei nicht aufgestellt, hätte aber die für ihn geschaffene Rolle des "obersten Führers" behalten. Somit hätte Nkurunziza nach seinem Ausscheiden voraussichtlich weiterhin politischen Einfluss gehabt, sagte Burundi-Expertin Nelleke van de Walle von der Denkfabrik International Crisis Group. (red, APA, 9.6.2020)