Links: Leigh-Anne Pinnock. Rechts: Jade Thirlwall.

Foto: AFP

Gefährden Roboter unsere Jobs? Spätestens seit den rasanten Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) müssen sich diese Frage längst nicht nur Arbeiter in den Fertigungsstraßen für Handys, Autos und andere Industrieprodukte stellen.

Besonders ambitionierte Pläne hat Microsoft. Dessen Newsportal MSN plant, eine Reihe von Redakteuren zu entlassen, um sie mit Computerintelligenz zu ersetzen. Das ist nun allerdings – jedenfalls fürs Erste – nach hinten losgegangen.

Sängerin sauer über Verwechslung

MSN berichtete über Jade Thirlwall, Mitglied der Band Little Mix, die sich kürzlich zum Thema Rassismus geäußert hatte. Illustriert wurde der Artikel allerdings nicht mit einem Bild von ihr, sondern mit ihrer Bandkollegin Leigh-Anne Pinnock.

Die MSN-Story mit dem falschen Titelbild.
Foto: MSN

Das kam bei Thirlwall nicht gut an. "Wenn ihr schon Artikel anderer, wahrheitstreuer Medien kopiert, dann solltet ihr vielleicht sicherstellen, das Foto des richtigen Bandmitglieds mit gemischter Abstammung zu verwenden", schrieb sie auf Instagram. Pinnock und ihr passiere das so oft, dass diese Verwechslung durch "ignorante" Medien schon zu einem Running Gag geworden sei. "Es beleidigt mich, dass ihr nicht zwischen zwei Frauen dunklerer Hautfarbe in einer Band aus vier Leuten unterscheiden könnt. Macht es besser!"

Microsoft befürchtet Imageschaden

MSN veröffentlicht keine eigenen Artikel, sondern ausschließlich Zusammenfassungen der Berichte anderer Medien, mit denen man Werbeeinnahmen teilt. Das Bild zu dem Artikel hatte allerdings kein Mensch ausgewählt, sondern eine KI. Auf Nachfrage des "Guardian", warum man Software einsetze, die Probleme damit hat, Menschen mit gemischtem ethnischen Hintergrund zu unterscheiden und ob man die eigenen Entlassungspläne überdenke, gab sich Microsoft verschwiegen.

Man habe umgehend reagiert und das Foto korrigiert, sobald man über den Fehler informiert gewesen sei, lautete die Antwort. Systeme, speziell im Bereich der Personenerkennung, sind in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik gekommen. Sie sollen besonders bei Menschen mit dunkler Hautfarbe eine deutlich erhöhte Fehlerquote aufweisen, was einerseits mit Kameratechnik und andererseits mit unausgewogenem Fotomaterial für das Training der Algorithmen zu tun hat.

Zudem, so der "Guardian" weiter, haben Mitarbeiter die Anweisung erhalten, Berichte über den Patzer des "Roboterjournalisten" zu entfernen, sollte die KI diese als interessant einordnen und eine Zusammenfassung veröffentlichen. Zudem sei es möglich, dass die KI nach einer Löschung erneut versucht, einen Bericht zu dem Thema aufzugreifen. Microsoft, so erklärte ein Redakteur anonym, sei "sehr besorgt", dass der KI-Abteilung vor allem im Lichte der aktuellen Proteste gegen Rassismus ein schwerer Imageschaden drohe. (gpi, 10.6.2020)