Ein Bild aus besseren Zeiten: viele Besucher bei der Haustiermesse 2018. Wie es mit Messen weitergehen wird, wissen die Veranstalter noch immer nicht.

Foto: Haustiermesse Wien / Fotograf: Ludwig Schedl

Rund 40 Messen mussten die größten heimischen Messeveranstalter wegen Corona heuer bereits absagen. Damit es nicht noch mehr werden, fordert der Verband Messen Austria, in dem die elf größten Veranstalter organisiert sind, von der Politik nun Klarheit, wie es mit der Branche nach dem August weitergeht. Bis Ende August sind bekanntlich keine Großveranstaltungen erlaubt.

Anfangs dachte man noch, es werde schon nicht so schlimm werden, sagt Sabine Tichy-Treimel, Präsidentin des Verbands und Mitglied der Geschäftsführung der Messe Dornbirn. "Nach der Pressekonferenz der Regierung am 10. März zog es uns aber regelrecht den Boden unter den Füßen weg." Zunächst wurde manche Messe nur um ein paar Wochen nach hinten verschoben, doch im April wurde dann klar, dass die unfreiwillige Auszeit länger dauern dürfte.

Ersatztermine gefunden

"7000 Aussteller waren bisher von den Absagen betroffen", klagt Tichy-Treimel. Für manche Messen wurden Ersatztermine im Herbst gefunden; das im März geplant gewesene Messe-Duo "Wohnen & Interieur" und "Wiener Immobilienmesse" soll nun beispielsweise Ende Oktober in der Messe Wien stattfinden. Bei vielen Messen mussten aber die 2020er-Ausgaben ersatzlos gestrichen werden. In Salzburg etwa die drei parallel laufenden Messen Automesse, Garten Salzburg und Kulinarik Salzburg, für sie fand man keinen Ersatztermin. Auch die Messe Dornbirn hat drei Messen absagen müssen, unter anderem die Frühjahrsmesse. Diese in den Herbst zu verlegen wäre aus mehreren Gründen nicht gegangen, nicht allein des Namens wegen, sondern weil es im Herbst ohnehin auch eine Dornbirner Herbstmesse gibt. Diese soll heuer von 9. bis 13. September steigen, es wäre der Neustart für die Messe Dornbirn nach der Corona-bedingten Auszeit, man scharrt in den Startlöchern.

Doch noch hängt die Messe, für die sich laut Tichy-Treimel immerhin 70 Prozent der Aussteller vom Vorjahr wieder angemeldet hätten, in der Luft, so wie rund 150 weitere Messen im Herbst noch unsicher sind. Von der Bundesregierung fühlt sich die Branche ignoriert; zunächst wusste man gar nicht, welches Regierungsmitglied überhaupt für Messen zuständig ist. Tichy-Treimel schrieb vor wenigen Tagen Briefe an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober, wo sie neben dem "hundertprozentigen Wegfall der Geschäftsgrundlage" auch den fehlenden Planungshorizont beklagt.

Dabei wäre es aus Sicht der Messeveranstalter recht einfach: Man wünscht sich eine Behandlung analog zu den Einkaufszentren, die bekanntlich schon wieder offen haben dürfen. Erst vor wenigen Tagen soll sogar eine kleine Urlaubsmesse in einem Einkaufszentrum stattgefunden haben – was die Messeveranstalter naturgemäß erzürnte.

Die Zeit läuft

Mit den Spitzen der Wirtschaftskammer gab es noch im Mai einen Runden Tisch, seither habe sich aber nichts getan. Von der Bundesregierung wollte man zuerst bis Ende Mai Klarheit, wie es weitergeht, doch diese Frist verstrich ohne zufriedenstellendes Ergebnis. Die zweite Frist läuft am heutigen 12. Juni aus. "Es ist für die Branche nun eigentlich schon 5 nach 12", sagt Tichy-Treimel zum STANDARD. Die langen Vorbereitungszeiten für Messen würden "sofortiges Handeln" erfordern, sonst müssten auch die ersten Herbstmessen demnächst abgesagt werden. Mit viel weniger Besuchern rechnet man ohnehin; wirtschaftlich werde das Jahr "ein Wahnsinn", so die Präsidentin.

In der Messe Wien soll es mit den beiden schon erwähnten Wohn- bzw. Immobilienmessen Ende Oktober wieder losgehen, derzeit ist dort noch ein Corona-Notlazarett eingerichtet. Dieses wird aber, wie berichtet, Ende Juli wieder abgebaut. Auch von der Messe Wien heißt es, man brauche "Klarheit noch im Juni", wie es mit den Veranstaltungsbeschränkungen und Abstandsregelungen weitergeht. "Ein klares Commitment" werde gefordert, sagt Sprecher Paul Hammerl dem STANDARD. (Martin Putschögl, 12.6.2020)