In dieser Hotelanlage in Portugal verschwand 2007 die damals dreijährige Maddie.

Foto: AFP / Carlos Costa

Brüssel – Nach den neuen Entwicklungen im Fall Maddie hat die belgische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in einem alten Mordfall wieder aufgenommen. Es gehe um den Mord an der deutschen Jugendlichen Carola Titze, sagte ein Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Westflandern am Donnerstag.

Der verstümmelte Leichnam der 16-Jährigen war im Juli 1996 in einem belgischen Küstenort gefunden worden. Damals hatten sich die Ermittlungen auf einen deutschen Verdächtigen Anfang zwanzig konzentriert. Der damalige Ermittlungsrichter Paul Gevaert hatte vergangene Woche eine mögliche Verbindung mit dem heute 43-jährigen Beschuldigten ins Spiel gebracht, der im Fall der vor 13 Jahren verschwundenen dreijährigen Madeleine "Maddie" McCann als Täter verdächtigt wird. "Die Beschreibung passt", sagte Gevaert der Zeitung "De Standaard".

Der 43-Jährige soll zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt haben. "Die Tatsache, dass er so lange in Portugal war, würde erklären, warum wir ihn nie gefunden haben", sagte der heute pensionierte belgische Richter Gevaert. Seine Ermittlungen im Fall Carola Titze waren 2016 eingestellt worden.

Verdächtiger gerät europaweit ins Visier der Ermittler

Mittlwerweile ist der deutsche Verdächtige in weiteren Fällen verschwundener und getöteter Kinder in ganz Europa in Verdacht geraten. In Portugal bat der Stiefvater eines 2004 verschwundenen Mädchens die Behörden, mögliche Verbindungen zu dem Verdächtigen zu untersuchen. In den Niederlanden untersucht die Polzei einen möglichen Zusammenhang mit dem Verschwinden eines portugiesischen Jungen von einem Strand südlich von Den Haag im Jahr 2004. Und in Deutschland prüfen Ermittler, ob der 43-Jähriger möglicherweise für das Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt vor fünf Jahren verantwortlich sein könnte.

Im Fall des britischen Mädchens Maddie, das 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwunden und bis heute nicht gefunden worden ist, wurde der Mordverdächtige noch nicht vernommen. Eine Vernehmung erfolge häufig erst zum Abschluss der Ermittlungen, um dem Beschuldigten auch konkrete Vorhalte zu den Ergebnissen machen zu können, sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Verlegung in anderen Gefängnistrakt

Der Mann war neben Drogendelikten zuvor auch wegen sexueller Straftaten verurteilt worden. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der 43-Jährige im Kieler Gefängnis zum Schutz vor möglichen Angriffen in einen anderen Trakt verlegt wurde. Die Haft wegen Drogendelikten endet im Frühjahr 2021. Der Beschuldigte hat bereits zwei Drittel dieser Strafe verbüßt und Anträge auf Haftverschonung gestellt. Entschieden ist darüber aber noch nicht. (APA, AFP, 11.6.2020)