Der sexistische Sager von Josef Geisler (re.) bleibt ohne Konsequenzen, hat die schwarz-grüne Landesregierung beschlossen.

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Innsbruck – "Das ist eindeutig zu wenig und mehr als enttäuschend von beiden Regierungsparteien." Mit diesen Worten kritisierte der WWF am Donnerstag die "gemeinsame Erklärung" der grün-schwarzen Landesregierung Tirols zum "Luder"-Sager des stellvertretenden Landeshauptmanns Josef Geisler (ÖVP). Dieser hatte die Gewässerschutzsprecherin der Umweltschutzorganisation vor laufender Kamera als "widerwärtiges Luder" beschimpft – im Beisein der grünen Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe, die angab, Geislers Äußerungen nicht gehört und daher nicht sofort reagiert zu haben.

Doch auch die verspätete Reaktion der Regierungsparteien vermag die Empörung über die sexistische Tirade Geislers nicht abebben zu lassen. Denn statt einer umgehenden und aufrichtigen Entschuldigung kamen vonseiten der Volkspartei und Geislers zuerst nur Beschwichtigungsversuche, während die Grünen sich zwar zu nachträglicher Kritik hinreißen ließen, aber aus Koalitionsräson eine Rücktrittsaufforderung tunlichst vermieden.

Volkspartei reagierte harsch, Grüne verhalten

Die Haltung der VP überraschte nicht. Selbst die Frauenorganisation der Tiroler Schwarzen sah in Geislers Äußerung keinen Rücktrittsgrund. Bemerkenswert war nur die scharfe Reaktion von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), als seine grünen Koalitionspartner wegen der Causa den Koalitionsausschuss einberief. Er drohte ihnen unverhohlen mit Neuwahlen.

Nach sieben Stunden Versöhnungssitzung einigte sich die Koalition am Mittwochabend schließlich auf besagte Erklärung, die schwammig und zahnlos ausfiel. Geislers Äußerung wurde als "indiskutable Entgleisung" etikettiert. Er sehe aber eh ein, dass es ein Fehler war. Insgesamt sei "respektvoller und wertschätzender Umgang mit allen Menschen" für die Koalition unverzichtbar. Damit war alles gesagt, und weitere Konsequenzen Geislers, wie der von Teilen der Opposition geforderte Rücktritt, waren vom Tisch.

Felipe: "Besser als Neuwahlen"

Die schwarze Tiroler Welt war pünktlich zu Fronleichnam wieder in Ordnung. Seitens der Grünen erklärte Felipe am Donnerstag: "Aus Verantwortung für Tirol in einer schwierigen Zeit haben wir uns auf die Fortführung der Koalition verständigt." Aus ihrer "feministischen Perspektive" sei "den grünen Kernanliegen", also Frauengleichstellung und Umweltschutz, damit "mehr gedient, und sie können strukturell viel besser bearbeitet werden mit zwei starken grünen Frauen in der Regierung und Maßnahmenpaketen für Gleichstellung und Naturschutz als mit Neuwahlen". (Steffen Arora, 11.6.2020)