Keine Maskenpflicht gab es Anfang November im Hafen von Keelung in Taiwan. Eine Analyse zeigt, dass asiatische Länder besonders unter dem Einbruch der weltweiten Konjunktur leiden.

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Der weltweite Handel lag im April wegen des Coronavirus darnieder. Besonders litten unter dem großen Lockdown jedoch nicht die Industrieländer dieser Welt, sondern vor allem ärmere Länder. Das geht aus einer Analyse der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) hervor.

Demnach brachen die Importe in Industrieländern im April um zehn Prozent ein, die Exporte um 14 Prozent. In Südasien hingegen gingen die Exporte um ganze 40 Prozent zurück, in Afrika um 36 Prozent. Danach folgten Nordamerika mit minus 32 Prozent, die Region Russland und andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit minus 27 Prozent und Mittel- und Südamerika mit minus 20 Prozent. Für Europa verzeichnete die UNCTAD minus 14 Prozent.

In China stiegen die Exporte im April dagegen um drei Prozent. Es handle sich noch um vorläufige Daten, betonte das UNCTAD-Sekretariat. Allerdings decken sich die Zahlen mit der Botschaft eines chinesischen Regierungsberaters, wonach die Wirtschaft im Reich der Mitte wieder in Schwung komme. Das Bruttoinlandsprodukt Chinas könne im anstehenden dritten Quartal um fünf Prozent wachsen, sagte der Berater des Kabinetts, Liu Huan.

Zu Jahresbeginn war die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wegen der Corona-Krise um 6,8 Prozent geschrumpft und damit erstmals überhaupt seit Einführung der Quartalsstatistik.

Der Einbruch bei den Ausfuhren der Entwicklungsländer sei wahrscheinlich durch reduzierte Nachfrage in den Zielländern zu erklären, so die UNCTAD.

Italiens Industrie gedrosselt

Zu den Zielländern asiatischer Exporte gehören auch die Ökonomien Europas. Und diese befinden sich nach wie vor im Krisenmodus. In Italien etwa hat die Industrie in der Corona-Pandemie ihre Produktion im April erneut massiv gedrosselt. Wegen Fabrikschließungen, Kontakt- und Ausgangssperren stellten die Betriebe um 19,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das nationale Statistikamt Istat am Donnerstag mitteilte.

Bereits im März hatte es einen Rückgang um 28,4 Prozent gegeben – dies war das größte Minus seit Beginn der Datenerhebung 1990. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging es dann im April um 42,5 Prozent bergab. Italien ist besonders stark vom Virus betroffen. Die EU-Kommission sagt dem Land für 2020 eine tiefe Rezession voraus.

Auch in Frankreich fürchtet man eine tiefe Rezession. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone dürfte 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie um elf Prozent einbrechen. 800.000 Jobs sind laut Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire in Gefahr. Daten des Statistikamtes zufolge wurden im ersten Quartal bereits mehr als 500.000 Arbeitsplätze abgebaut. Vor allem viele befristete Verträge wurden von den Unternehmen zuletzt nicht mehr verlängert.

Le Maire will die Wirtschaft rasch wieder auf ein Normalmaß hochfahren. "Ich möchte, dass die wirtschaftliche Aktivität schneller anspringt", sagte Le Maire am Donnerstag dem TV-Sender LCI. Bis zum Sommer solle es wieder einen Normalzustand geben.

Kreditklemme verhindern

Dass eine Kreditklemme die europäische Erholung verhindert, will die Europäische Zentralbank nicht zulassen. Die EZB wird laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane alles in ihrer Macht Stehende tun, um eine solche abzuwenden. Der Ire sagte der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore", die Europäische Zentralbank sei darauf bedacht, dass sich die aktuelle Krise nicht durch Engpässe bei der Vergabe von Darlehen verschärfe. (Aloysius Widmann, 11.6.2020)