Zwei Leserbriefe, zwei Positionen zur Berichterstattung und zur Debatte über das HGM und den Evaluierungsbericht einer Expertenkommission zum Ausstellungsteil "Republik und Diktatur" im STANDARD.

Mit Kanonen gegen Spatzen

Mit Verwunderung und zunehmendem Ärger verfolge ich Ihre wiederholten Artikel über das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Nachdem die im Vorjahr aufgedeckten Kritikpunkte beseitigt worden sind, gibt es wohl keinen Anlass mehr, in abträglicher Weise über diese Institution zu schreiben. Allerdings verbeißen Sie sich nun in die Präsentation des Saales "Republik und Diktatur – Österreich 1918–1945". Aus einer gewissen Perspektive könnte dort einiges verändert werden. Aber es ist kein Grund, deshalb das Museum als Ganzes schlechtzumachen und herabzuwürdigen.

Der in Rede stehende Saal wurde 1998 unter dem seinerzeitigen Direktor Manfried Rauchensteiner konzipiert und gestaltet. Niemand hat damals oder in den späteren Jahren Anstößiges festgestellt. Auch wenn sich seither die Sensibilität für diese Geschichtsepoche verändert hat, so ist das kein Anlass, dieses Museum seit vergangenem Herbst fortwährend schlechtzumachen und buchstäblich eine Hexenjagd gegen seinen Direktor, M. Christian Ortner, zu führen. Unter seiner Leitung hat das Museum neue Attraktivität erlangt, seine Museumspädagogik ist beispielhaft. Die hohen Besucherzahlen sprechen für sich und würden sicher nicht erreicht, wenn das Museum ein einseitiges Geschichtsbild vermittelte.

Der Leitspruch des HGM: "Kriege gehören ins Museum".
Foto: APA / Herbert Neubauer

Auch im internationalen Vergleich steht dieses Museum an der Spitze. Als ehemaliger österreichischer Kulturattaché habe ich mit vielen ausländischen Gästen – insbesondere französischen – wiederholt das Haus besucht und immer nur ein positives Echo erlebt. Es wäre also angemessen, nach dem Urteil der Besucher und nicht nach dem ideologisch ausgerichteter Spezialisten zu fragen. Man hat den Eindruck, dass diese Damen und Herren selbst eine vorgefasste Meinung vertreten, die sie anderen vorwerfen. Und Sie als Tageszeitung machen sich unter dem Deckmantel der Pressefreiheit zum Sprachrohr einer solchen einseitigen Anschauungsweise, obwohl Sie aus Rücksicht auf den Leser der Objektivität Vorrang geben sollten. Ihre Art der Berichterstattung bedeutet daher in meinen Augen Meinungsmache und nicht Meinungsbildung.

Es ist hier nicht der Ort und auch nicht der Platz, um im Detail das Pro und Contra darzulegen. Verbesserungswürdiges gibt es hier wie in anderen Museen. Aber dessen Bestand durch eine andauernd polemische Berichterstattung infrage zu stellen bedeutet eine Negierung der österreichischen Geschichte, die sicher keine breite Zustimmung findet. Die pazifistische und menschenachtende Grundhaltung Ihres Blattes ist durchaus anzuerkennen. Aber dann bieten die heutigen bewaffneten Konflikte und die steigenden Rüstungsausgaben in der Welt wohl mehr Anlass, den politischen Machthabern ihre Fehlhaltung vor Augen zu führen, als ein Museum zu kritisieren, dessen Motto lautet: "Kriege gehören ins Museum."

Rudolf Novak, per Mail

Zackige Museumsvereinigung

Herr Rathkolb vereint das Haus der Geschichte mit dem HGM und übersiedelt ins Arsenal. Vorteil eins: Das Haus der Geschichte muss keine neuen Räume suchen. Vorteil zwei: Herr Rathkolb ist wohl die beste Wahl, dieses neue Museum zu führen. Vorteil drei: Die angespannten Heeresfinanzen würden entlastet. Was spräche dagegen? Also zack, zack, zack!

Ulla Ertl, 7032 Sigless (17.6.2020)