Die Industrieproduktion im Euroraum brach im April ein wie nie zuvor.

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Brüssel/Berlin – Die Industriebetriebe im Euroraum haben ihre Produktion wegen der Corona-Krise so stark gedrosselt wie noch nie. Im April stellten sie laut der Statistikbehörde Eurostat um 17,1 Prozent weniger her als im Vormonat, weil geschlossene Fabriken, unterbrochene Lieferketten und die fehlende Nachfrage durchschlugen. Gegenüber dem Vorjahresmonat brach die Produktion sogar um 28,0 Prozent ein.

"Dies sind mit Abstand die größten monatlichen Rückgänge seit Beginn der Zeitreihe", erklärte das Statistikamt am Freitag. In der EU war die Entwicklung ähnlich heftig.

Minus 20 Prozent befürchtet

Zum Vergleich: Während der Finanzkrise 2008/09 fielen die Rückgänge mit drei bis vier Prozent deutlich milder aus. Allerdings war der Einbruch diesmal nicht so stark wie von Ökonomen befürchtet: Sie hatten mit einem Minus von 20 Prozent gerechnet.

In den einzelnen Euroländern schrumpfte die Industrie in sehr unterschiedlichem Tempo. Luxemburg (-43,9 Prozent), Italien (-42,5 Prozent) und die Slowakei (-42,0 Prozent) meldeten die stärksten Rückgänge. Auch in Deutschland fiel das Minus mit 21,0 Prozent überdurchschnittlich aus. Nur Irland stemmte sich erfolgreich gegen den Abwärtstrend und schaffte ein Wachstum von 5,5 Prozent.

Niveau von Mitte der 1990er

"Insgesamt ist die Industrieproduktion im Euroraum und in der EU auf ein Niveau gesunken wie zuletzt Mitte der 1990erJahre gesehen", erklärte Eurostat. Der Produktionseinbruch trat auf breiter Front auf und betraf sowohl Vorleistungs- wie auch Investitions- und Gebrauchsgüter. Lediglich der Energieausstoß ging etwas moderater zurück.

Der Industriestaatenorganisation OECD zufolge wird die Wirtschaft der Eurozone 2020 um 9,1 bis 11,5 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr soll sich ein Wachstum von 3,5 bis 6,5 Prozent anschließen. (APA, Reuters, 12.6.2020)