Die Polizei kontrollierte ab März die Grenze wegen des Coronavirus.

Foto: Ulrich Kettner via www.imago-images.de

Innsbruck – Mit dem zunehmenden Abebben der Corona-Krise hat auch die Tiroler Polizei Bilanz gezogen. 605.804 Personen wurden an den 24 Tiroler Grenzübergängen kontrolliert. 115 Polizisten waren dafür jeweils gleichzeitig im Einsatz, sagte Landespolizeidirektor Edelbert Kohler am Freitag vor Journalisten. 10.981 Personen wurden von den Gesundheitsbehörden abgewiesen.

4.662 Anzeigen in Zusammenhang mit Covid-19 wurden erstattet und 1.062 Organmandate ausgestellt. Damit liege Tirol im Spitzenfeld im Bundesländervergleich. Dies sei aber nicht verwunderlich, meinte Kohler, da in Tirol auch strengere Beschränkungen als im Rest Österreichs galten. Nachdem Tirol am 7. April auch in die Bundesverordnung übergetreten war, habe sich die Anzahl der Anzeigen dem Bundesschnitt angepasst.

Partys nicht verboten

Wie viele Anzeigen nach dem 7. April möglicherweise zu Unrecht ausgestellt wurden, da erst im Nachhinein bekannt wurde, dass doch mehr erlaubt gewesen war als von der Bundesregierung kommuniziert, war nicht bekannt. Man habe den Kollegen aber schon frühzeitig mitgegeben, dass nicht allzu rigoros vorgegangen werden sollte, erklärte Kohler. Es sei der Polizei nämlich schon bewusst gewesen, dass etwa Corona-Partys zu diesem Zeitpunkt nicht verboten waren.

Die Tiroler Polizei führte über Ersuchen der Gesundheitsbehörden 31.655 Quarantäneüberprüfungen durch und wickelte in 923 Fällen das Contact-Tracing ab. 37 Polizisten infizierten sich mit dem Coronavirus, vier Dienststellen mussten vorübergehend gesperrt werden. Die Kriminalitätszahlen halbierten sich beinahe. "Die Kriminellen waren offenbar auch im Homeoffice", meinte Kohler.

Unterstützung für Polizei in Ischgl

Zu den Vorwürfen des Nachrichtenmagazin "Profil", wonach auch nach der behördlichen Schließung der Après-Ski-Bars in Ischgl noch viele Bars offen hatten und die Polizei zwar kontrollierte, aber nicht einschritt, sagte Kohler, dass er dazu "inhaltlich nicht viel sagen kann und darf", da diese Vorwürfe derzeit auch von der Staatsanwaltschaft geprüft werden.

Grundsätzlich könne er aber sagen, dass er zu 100 Prozent hinter den Polizisten in Ischgl und St. Anton stehe. Kohler gab auch zu bedenken, dass zum damaligen Zeitpunkt die "Rechtsgrundlagen im Stundentakt über uns hereingeprasselt sind". Die Exekutive sei "nach bestem Wissen und Gewissen" eingeschritten, so der Landespolizeidirektor. Er sehe den Dingen jedenfalls gelassen entgegen. (APA, 12.6.2020)