Josef Geisler.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Die "Luder"-Debatte in Tirol ist beendet. Die Grünen haben Josef Geisler (ÖVP) vergeben, die Koalitionäre haben einander wieder lieb. Einzig die Adressatin des Geisler’schen Luder-Sagers, die WWF-Sprecherin, ist enttäuscht. Sie hätte mehr erwartet. Zu Recht.

Wer Unsinn spricht und tut, wer andere beleidigt oder schädigt, muss sich entschuldigen. Das nennt man in konservativen Kreisen "gute Erziehung", das ist auch ein wichtiger Aspekt fortschrittlicher Pädagogik. Erwachsene sollen tunlichst gute Vorbilder sein – im modernen Management nennt sich das "Fehlerkultur". Nur Österreichs Politiker scheinen zu glauben, es sei eine Schwäche, einen Fehler zuzugeben, sich dafür zu entschuldigen und Wiedergutmachung anzubieten.

Das betrifft nicht nur "Urgesteine" aus dem Polit-Paläozoikum. Auch Junge halten sich scheinbar für unfehlbar. Hat sich Kanzler Kurz für seinen Kleinwalsertaler Fauxpas entschuldigt? Nein. Er gab der begeisterten Bevölkerung und zudringlichen Medienleuten die Schuld. Hat Ministerin Aschbacher eingeräumt, dass das Foto mit der Geldübergabe an die Jungfamilie ein Missgriff war? Nein. Das Baby war’s, das zugegriffen hatte. Auch Ex-Staatssekretärin Lunacek hat nie gesagt, dass ihr die Vernachlässigung der Kultur in der Corona-Krise leidtue. Die Liste ließe sich fortsetzen. Gegenbeispiele gibt es wenige.

Die Kultur der Entschuldigung sollte wieder in Österreichs Politik einziehen. Das täte dem Klima im Land gut. (Petra Stuiber, 13.6.2020)