Bereits in den vergangenen zwei Tagen hatte es einen Anstieg an Infektionen in Peking gegeben.

Foto: AFP/GREG BAKER

Peking/Mexiko-Stadt/Neu-Delhi – Wegen Dutzender neuer Corona-Infektionsfälle haben die chinesischen Behörden Teile der Hauptstadt Peking abgeriegelt. In elf Wohngebieten im südlichen Stadtteil Fengtai wurde den Bewohnern das Verlassen ihrer Wohnungen untersagt, wie Behördenvertreter am Samstag mitteilten. Sieben Neuinfektionen stünden demnach im Zusammenhang mit einem nahegelegenen Fleischgroßmarkt.

Auch neun Schulen und Kindergärten sind demnach wegen des neuen Krankheitsausbruchs geschlossen worden. Wegen der Verbindung zum Xinfadi-Fleischmarkt führten die Behörden am Freitag Massentests bei Großmarktmitarbeitern durch. Mindestens 45 Menschen, die auf dem Fleischmarkt arbeiten, seien dabei positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden, erklärten die Behörden. Sie zeigten jedoch bisher keine Symptome.

Beamte des Bezirks Fengtai erklärten am Samstag, dass der Bezirk einen "Kriegsmechanismus" und eine "Feldkommandozentrale" eingerichtet habe. Damit solle die neue Infektionswelle bekämpft werden.

Virus auf Schneidebrettern

Der Chef des Fleischmarktes sagte der staatlichen Webseite Beijing News, das Virus sei auf Schneidebrettern nachgewiesen worden, auf denen importierter Lachs verarbeitet wurde. Wie die Zeitung "Beijing Daily" berichtete, nahmen große Supermarktketten wie Wumart und Carrefour in der Nacht auf Samstag sämtliche Lachsprodukte aus ihrem Sortiment.

Der Fleisch- sowie der Jingshen-Markt für Meeresfrüchte waren bereits am Freitag von den Behörden geschlossen worden. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten von einem massiven Polizeiaufkommen vor den Einrichtungen.

Am Donnerstag war in Peking erstmals seit zwei Monaten wieder ein Corona-Infektionsfall festgestellt worden. Bei dem Infizierten handelte es sich um einen Besucher des Xinfadi-Fleischmarktes, der in letzter Zeit nicht gereist war. China, das Ursprungsland des neuartigen Coronavirus, hatte die Ausbreitung des Erregers SARS-CoV-2 durch strikte Ausgangsbeschränkungen weitgehend unter Kontrolle gebracht.

Höchstwert bei Neuinfektionen

Anders sieht die Lage etwa in Mexiko oder Indien aus, zwei Länder, die weiterhin Rekordwerte bei den Neuinfektionen verzeichnen. In Indien sind 11.458 Neuinfektionen registriert worden – so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden. Insgesamt hätten sich mehr als 300.000 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt, teilt das Gesundheitsministerium mit. 8.884 Menschen starben bisher mit oder am Virus. Weltweit verzeichnet Indien die vierthöchsten Infektionszahlen.

In Mexiko wurden 5.222 Neuinfektionen registriert – ebenfalls so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden. Insgesamt hätten sich 139.196 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Lateinamerika ist zum neuen Brennpunkt der Coronavirus-Pandemie geworden. Am stärksten betroffen ist Brasilien, wo nach offiziellen Daten fast 42.000 Menschen in Verbindung mit dem Virus starben und nahezu 830.000 nachweislich infiziert sind. Weltweit liegt Brasilien damit hinter den USA und vor Russland auf Platz zwei.

Mehr Todesfälle in Russland nach Änderung der Zählweise

In Russland sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden im April mehr als doppelt so viele Menschen infolge einer Coronavirus-Infektion gestorben wie bisher angegeben. Die Gesundheitsbehörde Rosstat teilte am Samstag mit, im April seien 2.712 Menschen in Verbindung mit dem Virus gestorben. Bisher hatten die Behörden die Zahl mit 1.152 angegeben.

Grund für die höheren Zahlen ist demnach eine neue Zählweise. Zuvor waren lediglich die Todesfälle gezählt worden, bei denen eine Covid-19-Erkrankung eindeutig als Haupt-Todesursache festgestellt worden war. Nach der neuen Zählweise werden nun auch solche Fälle mitgerechnet, bei denen es einen Zusammenhang zu Covid-19 gab. Dazu zählen auch Verdachtsfälle oder Fälle, bei denen die Viruserkrankung einen "erheblichen Einfluss" auf den Tod des Patienten hatte. Mit der Neuregelung folgt Russland den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). (red, APA, 13.6.2020)