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Das Pokal-Spiel von Partizan Belgrad gegen Roter Stern Belgrad am Mittwochabend war das größte Massenereignis in dem Balkan-Land seit Monaten. Danilo Vučić verfolgte es in einem Lokal in Gesellschaft eines stadtbekannten Fußball-Hooligans.

Foto: ap/Darko Vojinovic

Belgrad – Die mutmaßlichen Mafia-Kontakte seines Sohnes Danilo bringen den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić in Erklärungsnot. Seit zwei Tagen schimpft der mächtigste Politiker des Landes über die angebliche "Hetzjagd" gegen seinen 22-jährigen Sprössling.

"Meine politischen Gegner schaffen es nicht, mich mit Ideen und Programmen zu besiegen, deshalb versuchen sie, mich durch Angriffe auf meine Familie psychologisch zu brechen", klagte er am Freitagabend im regierungsnahen Fernsehsender TV Prva.

Fußball-Hooligans

Eine Reporterin des unabhängigen Recherche-Netzwerks Krik hatte Danilo Vučić am vergangenen Mittwoch in einem Belgrader Innenstadtlokal in Gesellschaft eines stadtbekannten Fußball-Hooligans fotografiert. Die Runde sah sich dort die Übertragung des Lokal-Derbys Roter Stern Belgrad gegen Partizan an. Schon in der Vergangenheit war der junge Vučić mindestens drei Mal zusammen mit Aleksandar Vidojevic gesehen worden. Gegen diesen laufen auch Polizeiermittlungen wegen seiner mutmaßlichen Mitgliedschaft in einem international agierenden montenegrinischen Mafia-Clan.

Vidojevic führt die Partizan-Ultras an, die sich "Janitscharen" nennen und regelmäßig durch Gewalttaten und Vandalismus auffallen. Vučić senior nahm Vidojevic in Schutz. "Dieser junge Mann wurde noch nie wegen Drogendelikten angeklagt, nur wegen Schlägereien, aber auch da wurde er noch nie verurteilt", betonte er in dem einenhalbstündigen Fernseh-Interview.

Favorit bei Parlaments- und Kommunalwahlen

Am 21. Juni stehen in Serbien Parlaments- und Kommunalwahlen an. Die von Vučić geführte rechtsnationale Serbische Fortschrittspartei (SNS) gilt als klarer Favorit. Ein Teil der Opposition boykottiert den Urnengang. Kritiker werfen Vučić vor, durch Repression und Missbrauch von staatlichen Ressourcen die Voraussetzungen für freie Wahlen beseitigt zu haben. Da Vučić auch die reichweitenstarken Medien kontrolliert, dürften ihm die Affären seines Sohnes nicht schaden. (APA, 13.6.2020)