Wer Straches Medikamente genüsslich öffentlich breitwalzt, zeigt vor allem, dass das Recht auf Privatsphäre aushöhlbar ist.

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Wenn sich ein politischer Ungustl, der mit unhaltbaren Behauptungen und Verleumdungen um sich warf, eine der größten Krisen der Republik auslöste, auf Minderheiten trat und sich an Oligarchen kuschelte, nach einer Reihe relevanter Verdachtsmomente auch mit einer medizinischen Angelegenheit plötzlich in den Schlagzeilen wiederfindet, mag die Schadenfreude nachvollziehbar sein. Sie hilft aber nicht einmal bedingt.

Eine offene demokratische Gesellschaft hat es nicht nötig, sich auf dieses Niveau zu begeben und sich an "pikanten" Details zu ergötzen – im Gegenteil. Eine für viele Männer belastende Erkrankung ist kein Schenkelklopfer. Macht man es trotzdem, verlässt man eine Ebene, die man nicht verlassen sollte. Es ist relevant, dass er die Partei für seine Arzneien zahlen ließ, denn so, wie der Schelm denkt, so ist er.

Aber für die Öffentlichkeit ist es dennoch nicht relevant, für welche. Wer Straches Medikamente genüsslich öffentlich breitwalzt, zeigt vor allem eines: Das Recht auf Privatsphäre ist aushöhlbar. Das Recht auf Intimität auch. Nicht nur bei jenen, die man verachtet und die man nicht wählen würde.

Heinz-Christian Strache hat in seiner politischen Laufbahn gerne die unterste Schublade bedient. Wenn man aber das Gegengewicht zu dem sein will, was Straches Politik bedeutet, dann tut man das nicht, was er täte. (Julya Rabinowich, 14.6.2020)