Bild nicht mehr verfügbar.

Deutschland bekommt bald seine App.

Foto: AP A

Am Dienstag bekommt auch Deutschland seine Corona-App. Mithilfe von Bluetooth soll sie aufzeichnen, wann und wie lange sich jemand in der Nähe eines anderen Smartphone-Nutzers aufgehalten hat, der auf seinem Gerät ebenfalls diese Anwendung aktiviert hat. Infiziert sich jemand mit dem Coronavirus, kann er über die App anonym diejenigen informieren, die sich durch ihre Nähe zu ihm angesteckt haben könnten. Die Daten sollen anonymisiert und dezentral verarbeitet werden. Die Kontaktpersonen sollen sich dann in Quarantäne begeben können, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Die Nutzung ist freiwillig.

Reputation leidet

In Österreich gibt es bereits seit einigen Monaten die "Stopp Corona"-App des Roten Kreuzes, deren Reputation leidet, nachdem ÖVP-Politiker die Nutzung verpflichtend machen wollten. Ein Vorhaben, das mittlerweile nicht mehr zur Diskussion steht. Dazu kommen noch technische Probleme. Letztere sollen aber schon bald beseitigt werden, die neue Version der App steht kurz vor ihrer Veröffentlichung.

Die deutschen App, ist allerdings nicht mit der österreichische App kompatibel. Dies bestätigt das Berliner Gesundheitsministerium in Berlin dem Standard: "Die Corana-Warn-App ist beim Launch noch nicht mit anderen europäischen Apps kompatibel."

Beide Apps

Touristen oder andere Besucher müssen also beide Apps installieren. Das soll aber nicht so bleiben. Nach Plänen der EU sollen die Apps der verschiedenen europäischen Staaten in Zukunft länderübergreifend arbeiten, so dass jeder EU-Bürger seine heimische Corona-Warn-App in der ganzen EU nutzen kann. Seitens des deutschen Gesundheitsministeriums wird betont, dass man "mit Hochdruck daran gearbeitet wird, das zu ändern."

Kein Allheilmittel

Die App sei kein Allheilmittel, warnte Gesundheitsminister Jens Spahn am Sonntagabend im Sender ARD. "Sie ist aber ein wichtiges Instrument, um einen Unterschied zu machen, um Infektionsketten zu brechen", fügte der CDU-Politiker hinzu.

Unstimmigkeiten über die Art der Datenspeicherung hatten für Verzögerungen bei der Entwicklung gesorgt. Zunächst sollten die Daten zentral gespeichert werden. Die amerikanischen IT-Konzerne Apple und Google, die die Handybetriebssysteme liefern, lehnten dies aber ab, zudem gab es Kritik von Datenschützern. Deshalb entschied sich der Bund dann für ein dezentrales Modell. Ende April wurden dann die Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems sowie der Softwareanbieter SAP ins Boot geholt. (Markus Sulzbacher, 15.6.2020)