Nach einem Jahr in der Praxis gibt es die ersten Zahlen zur Evaluierung der Deutschförderklassen.

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Wien – Nach einem Jahr in einer Deutschförderklasse haben laut Statistik Austria am Ende des Schuljahrs 2018/19 rund 16 Prozent der Kinder nicht den Wechsel in eine Regelklasse geschafft. 32 Prozent machten umgekehrt so große Fortschritte, dass sie als ordentliche Schüler in die Regelklasse gehen konnten. Für Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) funktioniert das System, wie er in einer Stellungnahme am Montag betonte.

Die Deutschförderklassen wurden im Schuljahr 2018/19 eingeführt. Besuchen müssen sie jene Kinder, die als außerordentliche Schüler eingestuft werden – also dem Unterricht aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht folgen können. Dort wird dann in 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet, für Gegenstände wie Zeichnen, Musik oder Turnen werden die Kinder aber altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt. Am Ende jedes Semesters wird dann der Sprachfortschritt überprüft.

Knapp die Hälfte schnitt durchschnittlich ab

Dann sind drei Fälle möglich: Bei nichtentsprechendem Fortschritt muss die Deutschklasse weiter besucht werden. Da betraf im letzten Schuljahr 16 Prozent der betroffenen Schüler. Sind die Verbesserungen so deutlich, dass der Schüler dem Unterricht folgen kann, wird er zum ordentlichen Schüler, wechselt in eine Regelklasse und erhält eine Förderung im Rahmen von Deutsch als Zweitsprache. Das schaffte 2018/19 knapp ein Drittel der Schüler.

Liegen die Testergebnisse dazwischen, kann der Schüler also trotz Fortschritten noch nicht ganz dem Unterricht folgen, wechselt er als außerordentlicher Schüler in die Regelklasse und erhält noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht Förderung in einem Deutschförderkurs. In diese Gruppe fielen mit 52 Prozent knapp der Hälfte der Kinder.

Insgesamt hat sich die Zahl der Kinder in Deutschförderklassen damit von 12.250 im Schuljahr 2018/19 auf knapp 10.900 verringert. Im Bildungsministerium rechnet man aufgrund der sinkenden Neuzuwanderung und einer verbesserten Sprachförderung in den Kindergärten mit einer weiter sinkenden Zahl.

Bildungsminister und Integrationsministerin erfreut

"Die vorhergesagte dauerhafte Segregierung und Stigmatisierung des Systems der Deutschförderklassen findet nicht statt", betonte Faßmann am Montag. "Die Deutschförderklassen erweisen sich für Schüler und Schülerinnen als zeitlich begrenzt und waren auch immer teilintegrativ."

Vor den Deutschklassen habe es lediglich einen "unsystematischen Erwerb der Unterrichtssprache Deutsch von Neuzugewanderten und Schuleinsteigern mit geringen Deutschkenntnissen" gegeben, so der Minister: "Nur nicht trennen und Spracherwerb durch das Eintauchen in das Sprachbad der Mehrheitsgesellschaft lauteten die Prinzipien, die sich aber – siehe Ergebnisse internationaler und nationaler Leistungsstandards – nicht bewährt haben." Mit den Deutschförderklassen gebe es nun ein "rasches und fokussiertes Deutschlernen mit einer Teilintegration in der Stammklasse".

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) beurteilt die Zahlen der Statistik Austria als "erste sehr positive Bilanz zu den Deutschförderklassen, die zeigt, dass sie sich mehr als bewährt haben". Diese seien "ein gutes Instrument vor allem in Ballungsräumen, wo es viele Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen an den Schulen gibt und Deutsch als gemeinsame Unterrichtssprache erst gefestigt werden muss". (APA, 15.6.2020)