Foto: Kapsch AG / Peter Rigaud

Wien – Der börsennotierte österreichische Mautsystemanbieter Kapsch Trafficcom hat im Geschäftsjahr 2019/20 einen Verlust von 48,1 Millionen Euro erlitten – in der Periode davor wurden noch 47,8 Millionen Euro Gewinn erzielt. CEO Georg Kapsch sprach am Dienstag von einem "verflixten Jahr".

Der Geschäftsbericht macht für das Gros des Verlustes einmalige Negativeffekte verantwortlich. Vor allem der schlechte Geschäftsverlauf in Sambia führte durch Wertminderungen zu einem Minus von 27 Millionen Euro. Die Kündigung des deutschen Pkw-Mautauftrags schlug mit minus neun Millionen Euro zu Buche.

Zum deutschen Pkw-Maut-Projekt, das im Juni 2019 vom EuGH für EU-rechtswidrig erklärt und daraufhin von Deutschland gekündigt wurde, hat das Konsortium von Kapsch Trafficcom und CTS Eventim im Dezember gemeinsam Ansprüche von 560 Millionen Euro gegenüber Deutschland geltend gemacht; weil der zuständige Minister den Anspruch bestritt, ist die Causa vor einem Schiedsgericht zu klären. Das könne "mehrere Jahre dauern", so Kapsch.

Noch kein Covid-Effekt

Der Umsatz entwickelte sich mit 731 Millionen Euro stabil. Die Auswirkungen von Covid-19 auf das Geschäft seien noch nicht quantifizierbar. Derzeit sehe man nur einen geringen Einfluss – in einigen Regionen komme es aber zu Verschiebungen. "Ich gehe davon aus, dass 2020/21 besser als das vorangegangene Geschäftsjahr wird und wir wieder ein klar positives Ebit erwirtschaften werden", so Kapsch.

Viele der zuletzt belastenden Herausforderungen seien schon beseitigt und weiterhin ökonomisch belastende Faktoren bekannt, heißt es im Ausblick: etwa die Personalknappheit in Nordamerika, die wohl bis Ende 2020 andauern werde, und Mehraufwände bei der Implementierung neuer Software, die wahrscheinlich bis ins erste Halbjahr anfallen würden.

Zugleich müsse man den Wegfall des landesweiten Mautprojekts in Tschechien – mit einem hohen Umsatz- und Ergebnisbeitrag – seit Ende November 2019 kompensieren. In den USA rolle man einen neuen Mobilitätsdienst aus, der es Autofahrern ermögliche, Maut mithilfe eines Mobiltelefons zu bezahlen. Dafür seien in den letzten Jahren Entwicklungskosten angefallen. (APA, red, 16.6.2020)