Der Regierung zufolge wurden bereits Auszahlungen in Höhe von zwei Milliarden Euro bearbeitet.

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Wien – Die Zahl der Personen in Kurzarbeit und die der Arbeitslosen ist im Vergleich zur Vorwoche erneut gesunken. Wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte, sind um 21.500 weniger Personen in Kurzarbeit, die Zahl der Arbeitslosen ist im Wochenvergleich um 11.720 zurückgegangen.

Damit sind aktuell 480.896 Personen arbeitslos (inklusive Schulungen), und 1,139 Millionen Personen befinden sich in Kurzarbeit. Im Vergleich zum historischen Höchststand der Arbeitslosigkeit Mitte April gibt es damit rund 107.000 weniger Betroffene, zum Vorjahr sind es derzeit noch knapp 150.000 mehr.

Abrechnungen von mehr als zwei Milliarden

Bei der Abrechnung der Kurzarbeit geht es laut Ministerium voran. So wurden mittlerweile Abrechnungen im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro bearbeitet, in der Vorwoche waren es noch rund 1,5 Milliarden Euro gewesen.

Zudem hätten bereits 95.000 Firmen Corona-Kurzarbeitsgelder erhalten. Die türkis-grüne Regierung hat für die Kurzarbeit bis zu zwölf Milliarden Euro budgetiert.

"Wir arbeiten auf Hochtouren, um die Menschen möglichst schnell wieder in Beschäftigung zu bringen und die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise abzufedern", so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) laut Aussendung.

Leitl fordert EU-Gipfel zu Einigung auf

Der Präsident der Europäischen Wirtschaftskammer (Eurochambres), Christoph Leitl, hat die EU-Staats- und -Regierungschefs und insbesondere die Bundesregierung aufgefordert, sich diese Woche auf den Wiederaufbauplan nach der Corona-Krise zu einigen. In der EU gebe es die "Schockzahl" von 60 Millionen Menschen, die gegenwärtig entweder in Arbeitslosigkeit oder in Kurzarbeit seien.

In Österreich gebe es rund 500.000 Arbeitslose und bis zu 700.000 Beschäftigte in Kurzarbeit, so Leitl am Montag. Es gebe die Befürchtung, dass viele Kurzarbeitsverhältnisse in Arbeitslosigkeit übergehen, berichtete Leitl von einem Gespräch mit EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit. Auch gebe es die Sorge, dass sich das Ausbildungsangebot für junge Menschen durch die Krise um ein Drittel reduziere.

Creditreform befürchtet Insolvenzwelle in Deutschland

Deutschland droht nach Einschätzung der Creditreform "eine Insolvenzwelle von bisher nicht gekanntem Ausmaß", falls sich die Wirtschaft nicht rasch von dem durch die Pandemie ausgelösten Konjunktureinbruch erholt.

Nach Meinung vieler Fachleute könne es einen Anstieg der Firmenpleiten um bis zu 20 Prozent geben, sagte der Hauptgeschäftsführer von Creditreform, Volker Ulbricht, am Montag in Düsseldorf.

Im ersten Halbjahr 2020 verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Bundesrepublik trotz Corona allerdings überraschend noch einmal kräftig um 8,2 Prozent auf 8.900 Fälle. Das Insolvenzgeschehen habe sich damit von der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation der Unternehmen abgekoppelt, betonte Ulbricht. (APA, red, 16.6.2020)