Das Chrysler Building in New York wurde 1930 errichtet und war damals das höchste Gebäude der Welt.

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Offiziell ist die Zusammenarbeit zwischen René Benkos Signa-Gruppe und dem israelischen Milliardär Beny Steinmetz seit 2015 beendet – aber beim brasilianischen Bergbaukonzern Vale vermutet man, dass der österreichische Milliardär im Hintergrund weiterhin Geschäfte mit Steinmetz treibt.

Konkret geht es um das Chrysler Building in New York, das seit März 2019 zur Hälfte der Signa gehört. Rund 150 Millionen soll Benko gemeinsam mit US-Investoren berappt haben, erworben hat Benko das ehemals höchste Gebäude der Welt gemeinsam mit der RFR-Gruppe des amerikanischen Immobilien-Unternehmers Aby Rosen. Allerdings, so vermutet man bei Vale, hat der Tiroler Milliardär finanzielle Unterstützung von Steinmetz erhalten.

Immobiliendeals

Die Brasilianer gehen schon seit längerem mutmaßlichen Immobiliendeals des israelischen Unternehmers nach. Schließlich schuldet Steinmetz den Brasilianern zwei Milliarden Euro an Schadenersatz, zu denen er 2019 von einem britischen Gericht nach jahrelangem Rechtsstreit verdonnert worden ist. Steinmetz bekämpft dieses Urteil, Vale hat noch nichts von dem Geld erhalten – obwohl die Vermögen von Steinmetz und fünf Führungskräften seiner Gruppe später auf Vales Drängen eingefroren wurden.

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In Simandou in Guinea lagern riesige Eisenvorkommen unter der Erde. Dennoch ist das Land bitterarm. Ein Länderporträt lesen Sie hier.
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Grund des Rechtsstreits ist eine Eisenerzmine in Westafrika. Vale hat gemeinsam mit der Steinmetz-Gruppe in Simandou in Guinea nach Eisenerz geschürft. Die 2008 von Guinea erworbenen Schürfrechte gab Steinmetz zu einem Anteil an Vale weiter. Später, genauer: 2014, verlor das Konsortium sie wieder. Guinea wirft Steinmetz vor, mittels Bestechung an die Rechte gekommen zu sein. Vale fühlt sich vom israelischen Bergbau-Tycoon betrogen. Steinmetz warf dem Investor George Soros vor, als Berater die Regierung von Guinea dazu gebracht haben soll, den lukrativen Deal zum Schürfen von Eisen zu vereiteln. (DER STANDARD hat hier über den Fall Simandou ausführlich berichtet.)

Vermögen eingefroren

Eine halbe Milliarde US-Dollar hat Vale in das gescheiterte Minenprojekt von Simandou gesteckt. Nun will der Konzern wissen, was Steinmetz mit dem Geld gemacht hat. Bei den Brasilianern vermutet man, dass ein Gros der Zahlung über Nysco, die Mutter der Steinmetz-Gruppe, an eine von der Steinmetz-Familie kontrollierte Balda-Stiftung in Liechtenstein transferiert wurde. Und davon soll, so Vale, ein Teil wiederum in profitable Immobiliengeschäfte geflossen sein – so auch das 319 Meter hohe Chrysler Building. Das wollen die Brasilianer nun vor einem New Yorker Gericht nachweisen. Die Schadenersatzforderung von zwei Milliarden ergibt sich aus dem Kaufpreis der Simandou-Anteile, Investitionen vor Ort plus Zinsen und Kosten.

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Beny Steinmetz und Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein wurden 2017 verhaftet. Ihnen wurde Bestechung rumänischer Regierungsbeamter vorgeworfen.
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Aus den Medien erfahren

Benkos Signa-Gruppe richtete der "ZiB 2" am Montag aus, dass man von den Vorwürfen über die Medien erfahren habe. "Die Geschäftsbeziehung zwischen SIGNA und der Unternehmensgruppe von Herrn Beny Steinmetz ist bereits seit Anfang 2015 beendet. Signa und ihr Partner RFR haben das Chrysler Building in New York erst im März 2019 erworben", heißt es vonseiten der Signa-Gruppe gegenüber dem STANDARD.

Anfang 2013 hatte Benko den israelischen Bergbaumilliardär, der vor allem im Diamantengeschäft tätig ist, an Bord geholt, um unter anderem die Übernahme von Karstadt-Kaufhäusern und des Berliner KaDeWe finanziell zu stemmen. Dass Steinmetz 2015 aus der Warenhauskette ausgestiegen ist, soll auch daran liegen, dass Benko aufgrund der Vorwürfe gegen Steinmetz um seinen Ruf gefürchtet hat.

2017 wurde Steinmetz im Zuge von Ermittlungen der israelischen Polizei festgenommen – gemeinsam mit vier anderen Verdächtigen, darunter der ehemalige SPÖ-Berater Tal Silberstein. Gegen Steinmetz und Silberstein wurde wegen Bestechung von Regierungsbeamten bei Immobiliengeschäften in Rumänien ermittelt. Die Sozialdemokraten und ihr damaliger Kanzlerkandidat Christian Kern haben damals umgehend die Zusammenarbeit mit Silberstein beendet. (luis, 16.6.2020)