Dass Mary Trump von ihrem Onkel Donald wenig hält, ist seit langem evident.

Foto: Archiv

Wahljahre sind der richtige Zeitpunkt für eine Buchveröffentlichung. Skandale und Schmutzwäsche eignen sich hierzu gut, besonders wenn es sich um solche aus der Präsidentenfamilie handelt.

Mary Trump, als Tochter von Donald Trumps Bruder Fred II. das älteste Enkelkind des Familienpatriarchen Fred I., bringt nun im Sommer mit "Too much and never enough" ihre persönliche Sicht auf die Familienhistorie und die Persönlichkeitsstruktur des Präsidenten auf den Markt. Wenige Wochen später wird ihr Onkel beim Parteitag der Republikaner neuerlich zum Kandidaten für das Weiße Haus gekürt werden.

Clinton-Unterstützerin

Die 55-jährige New Yorkerin, die englische Literatur und klinische Psychologie studierte, tritt medial wenig in Erscheinung. Dass sie von ihrem Onkel wenig hält, ist jedoch seit langem evident. Dessen Wahl ins Weiße Haus bezeichnete die Lebensberaterin (The Trump Coaching Group) auf Twitter als "die schlimmste Nacht ihres Lebens", Hillary Clinton hingegen ist für sie ein "außergewöhnlicher Mensch".

Über den Inhalt ihres Buchs ist wenig bekannt. Brisant ist jedoch die Tatsache, dass Trumps Nichte die Hauptinfoquelle der "New York Times" für einen mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Bericht über fragwürdige Steuerpraktiken ihres Großvaters gewesen sein will. Ihr Onkel soll so aus dem Immobilienvermögen seines Vaters hunderte Millionen Dollar erhalten haben. Die "New York Times" hat das weder bestätigt noch dementiert. Auch Donalds Schwester Maryanne Trump Barry, eine pensionierte Richterin, soll in dem Buch mit negativen Aussagen über den Präsidenten zu Wort kommen.

Streit um Erbe

Der Zwist mit ihrem Onkel hat eine lange Geschichte. Marys Vater Fred Jr. starb im Jahr 1981 mit 42 Jahren an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs. Sein früher Tod war für Donald der Grund, Alkohol und Zigaretten zu meiden. Nachdem Fred I. im Jahr 1999 gestorben war, führten Mary und ihr Bruder Fred III. einen erbitterten Prozess um das Erbe, um das sie der Onkel durch seinen Einfluss auf ihren dementen Großvater gebracht haben soll.

Donald strich Fred III. daraufhin die finanzielle Unterstützung für die Behandlung seines behinderten Kindes. Der Prozess wurde nach Aussagen Trumps gütlich beigelegt. Die Prozessakten jedoch boten der "New York Times" im Jahr 2018 einen reichen Schatz in Form der Finanzunterlagen von Trumps Vater. (Michael Vosatka, 17.6.2020)