Faszination Social Media: Alle haben die gleiche Chance, etwas zu erreichen. Beispielsweise können sie Awareness fürs Klima schaffen.
Foto: Mak / Georg Mayer

Ein Murmeln geht durch den Raum. Da ist dudelnde Fahrstuhlmusik zu hören, monotone Zahlenabfolgen und immer wieder ruft jemand "survivor ball". Die Stimmen dringen aus von der Decke hängenden Monitoren. Die Wände sind blank. Im Zentrum stehen die bunten Bildschirme.

Es ist die erste Ausgabe der Pop-up-Ausstellungsserie Creative Climate Care, die ab heute bis Dezember in die Galerie im Wiener Mak Einzug hält. Jeweils für drei Wochen werden dort Projekte von fünf Künstler und Künstlerinnen zu sehen sein. Die Idee dazu ergab sich während der Krise. "Wir haben uns gefragt, wie man junge Kunstschaffende unterstützen kann", erzählt die Kuratorin Marlies Wirth. In Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst startete das Mak innerhalb weniger Wochen einen Aufruf und wählte mit einer Jury aus 20 Projekten aus.

"Hydroponics with Lucy": Pflanzenpflege im Stil von Make-up-Tutorials.
Hydroponics with Lucy

Klima-Aufklärung zwischen Humor und Ernst

Unter dem Titel Subscribe Climate Care macht Florian Semlitsch nun den Anfang. Auf acht Bildschirmen zeigt er Social-Media-Kanäle, die sich mit Klimaschutz beschäftigen. Mit vier Youtube-Channels, drei Accounts auf Instagram und einem auf Vimeo möchte der Designer, der 2019 sein Diplomstudium an der Angewandten in der Klasse Industrial Design 2/Design Investiagations abschloss, die Diversität des Themas abbilden:

Da bestreicht Lucy (Hydroponics with Lucy) ganz im Stil eines Make-up-Tutorials ihre Pflanzen mit einem Pinsel, und dort zeigt Laura Kampf auf ihrem Instagram-Account, wie man aus kaputten Sachen neue baut. In The Yes Men verkleidet sich ein Aktivistenduo als "survivor ball" – ein knödelähnliches Kostüm, das uns Menschen zukünftig vor der ansteigenden Hitze schützen soll. Und dazwischen packen Our Changing Climate oder Carbon Brief datenbasierte Informationen in grafische Designs oder informative Vorträge und schaffen so die Balance zwischen seriösen und humoristischen Inhalten.

"The Yes Men" provoziert: How to survive the climate change!
visionontv

Im Schnitt sind die Videos eineinhalb Minuten lang und laufen im Loop. Ein Mauspfeil klickt durch die von Semlitsch kuratierten Accounts. Sie sind als Teaser gedacht. Besuchende sollen "Lust darauf bekommen, sich die Seiten auf ihren Smartphones anzusehen", so der Künstler.

Energie sinnvoll nutzen

Der Ursprungsgedanke seines Projekts geht allerdings etwas unter: der hohe Energieverbrauch, den Streamingdienste benötigen, um Videos überhaupt erst abspielen und auch speichern zu können. Wie viel Strom solche Plattformen brauchen, sei vielen Menschen gar nicht bewusst. "Wird jemals etwas von Youtube gelöscht?", fragt Semlitsch ironisch. Mit seiner Installation möchte er zeigen, wie man diese verbrauchte Energie sinnvoll nutzen kann. Die Quintessenz: Social Media spielt im Diskurs um Klimaschutz eine bedeutende Rolle.

Die wöchentliche Videoessay-Serie "Our Changing Climate" klärt in kurzen Videos über Klimathemen auf. Von Veganismus über Biodiversität bis Fast Fashion.
Our Changing Climate

Obwohl die gezeigten Kanäle zwischen 95.000 Follower und null Likes rangieren, haben alle dasselbe Anliegen: "Es geht darum, mehr Menschen aware zu machen", sagt Wirth. Also Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltthemen zu schaffen, denen man sich mittels unterschiedlicher Strategien widmen kann. Um diese "Awareness" wird es auch bei den nächsten vier Projekten gehen, die alle bewusst aus unterschiedlichen Bereichen gewählt wurden.

Vor allem die Verbindung von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klima soll längerfristig in das Programm miteingebunden werden, so Wirth. Nach der Pop-up-Reihe wird die Mak-Galerie dann dauerhaft in Creative Climate Care Galerie unbenannt. Auch als Museum müsse man für unseren Planeten Sorge tragen. (Katharina Rustler, 17.6.2020)