Update: "taz"-Chefredakteurin Barbara Junge, hat sich am Wochenende in der linksalternativen Berliner Tageszeitung für die "daneben gegangene" Kolumnenpassage entschuldigt, die Polizisten unter "Ihresgleichen" auf Mülldeponien wünschte.

Junge schreibt "in eigener Sache": "Satire darf fast alles – sogar in ihrer Wortwahl danebengreifen. Aber Menschen, egal welcher Berufsgruppe, als Müll zu bezeichnen, widerspricht fundamental dem Selbstverständnis der taz, die sich einer menschlicheren Gesellschaft verschrieben hat. Eine Kolumne, so satirisch sie auch gemeint gewesen sein mag, die so verstanden werden kann, als seien Polizisten nichts als Abfall, ist daneben gegangen. Das tut mir leid."

Die Chefredakteurin berichtet vom internen Konflikt, "wie stark der subjektive Blick, wie stark Diskriminierungserfahrung den Journalismus prägen soll oder darf. Identität, Repräsentation und Antidiskriminierung haben in den gesellschaftlichen Debatten inzwischen einen ganz anderen Stellenwert." Die Frage, ob das einen anderen Journalismus definieren darf oder muss, habe zu einem lange schwelenden Konflikt in der "taz" geführt. Die Zeitung trage den Konflikt aus, auch im Blatt.

Seehofer will Anzeige erstatten

Innenminister Horst Seehofer (CDU) will wegen der Kolumne mit dem Titel "Abschaffung der Polizei – All cops are berufsunfähig" Strafanzeige stellen, sagte er der "Bild"-Zeitung. Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat die "taz" angezeigt, beim Deutschen Presserat gingen rund 50 Beschwerden ein.

Der satirische Beitrag sinniert über die Abschaffung der Polizei und mögliche Berufsalternativen für Polizisten. Am Ende kommt er zu dem Schluss, dass Polizeibeamte am besten auf einer "Mülldeponie" aufgehoben seien. Die Gewerkschaft kritisierte, für Polizisten sei der Text ein "Schlag ins Gesicht".

"Andere Menschen zu entpersönlichen, ihnen Würde und Menschen abzusprechen und sie wie Unrat auf einer Müllhalde entsorgen zu wollen – wie hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft muss man eigentlich sein, um solche widerlichen Gedanken aufzuschreiben?", erklärte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt. Die Berufsvertretung werde solche Denkweisen mit "allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen."

Updates: Die CSU twitterte ein Kolumnen-AutorInnenbild mit dem Kommentar "Die hässliche Fratze der hasserfüllten Linken". Sie hat den Tweet inzwischen gelöscht und sich dafür entschuldigt. Die Ankündigung Innenminister Seehofers wurde hinzugefügt. (APA, red, 16.6.2020, Updates 21.6.2020)