Anti-Moskito-Drohneneinsatz in Brasilien.

Foto: Bouyer et al./Science Robotics

In diesem Behälter wurden 50.000 sterilisierte Mücken-Männchen in die Luft gebracht und in verschiedenen Flughöhen ausgesetzt.

Foto: Bouyer et al./Science Robotics

Sie sind die tödlichsten Tiere der Welt: Stechmücken, die Malaria und andere Infektionskrankheiten übertragen, fallen jährlich über eine Million Menschen zum Opfer. Schon lange arbeiten Forscher an verschiedenen Strategien, den kleinen Killern das Handwerk zu legen. Ein Ansatz ist, massenhaft sterile Männchen auszusetzen, um die Fortpflanzung ganzer Insektenpopulationen zu verhindern. Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung berichtet nun im Fachblatt "Science Robotics", wie man das erfolgreich mit Flugdrohnen bewerkstelligen kann.

Bei der Kontrolle der Virusverbreitung wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon viel versucht, der Effekt vieler Maßnahmen ließ allerdings zu wünschen übrig. Seit einigen Jahren denkt man verstärkt über Ansätze nach, bei denen durch das kontinuierliche Aussetzen von zuvor durch Strahlung sterilisierten männlichen Steckmücken die Krankheitserreger zurückgedrängt werden (Sterile Insect Technique – SIT). Diese Tiere paaren sich nämlich trotzdem mit den Weibchen, produzieren dabei aber keine überlebensfähigen Nachkommen – und die Mücken-Anzahl schrumpft mit der Zeit.

200.000 Männchen ausgesetzt

Allerdings gebe es bei vielen Stechmücken noch kaum tragfähige und kostengünstige Lösungen dafür, wie man die benötigten fortpflanzungsunfähigen männlichen Insekten so unter die Weibchen bringt, dass der gewünschte Effekt eintritt, schreibt das Wissenschafterteam, das von Forschern vom Labor für Schädlingsbekämpfung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Seibersdorf und der Welternährungsorganisation FAO angeführt wurde. Bisher habe sich das gleichmäßige Verteilen der Tiere in der Luft als "Flaschenhals" für SIT-Ansätze erwiesen, so der Erstautor der Studie, Jeremy Bouyer.

Mit Hilfe einer Helikopter-Drohne, an der neben einer Kamera und Sensoren auch ein Behälter mit jeweils bis zu 50.000 sterilen Männchen der Stechmückenart Aedes aegypti angebracht war, gingen die Forscher daran, eine automatisierte Methode zum Aussetzen der Tiere zu testen. Das taten sie in einem ländlichen Gebiet im östlichen Brasilien. Insgesamt setzen sie über 200.000 Individuen in unterschiedlichen Flughöhen und auf unterschiedlichen Flugrouten aus. In der Folge sammelten die Wissenschafter abgelegte Eier in dem Gebiet und analysierten diese.

Vielversprechende Ergebnisse

Dabei zeigte sich, dass der Anteil an nicht lebensfähigen Eiern gegenüber der gleichen Stechmückenpopulation in einem angrenzenden Gebiet um über 50 Prozent erhöht war. Das sei ein Hinweis darauf, dass die mit der Drohne ausgebrachten sterilisierten Tiere hinsichtlich ihrer Attraktivität zur Fortpflanzung den potenten Konkurrenten offenbar um nichts nachstanden, so die Forscher. Die Verbreitung der Insekten könne so also eingedämmt werden.

Für Bouyer stellt die Arbeit einen "großen Durchbruch" im Einsatz von SIT auf dem Gebiet der Stechmückenkontrolle dar. Es seien zwar noch einige Fragen zu klären und es brauche auch noch leichtere Drohnensysteme. Die Vorgehensweise funktioniere aber und sei günstiger und erfolgsversprechender als etwa das Verteilen der Insekten am Boden. Die Entwicklung solcher Ansätze sei vielversprechend hinsichtlich der Bekämpfung vieler durch Stechmücken übertragener Krankheiten, wie etwa Dengue, Zika, Chikungunya oder Gelbfieber, konstatierte auch Eric Rasmussen von der University of Washington (USA) in einem Kommentar zu der Arbeit von Bouyer und Kollegen. (red, APA, 25.6.2020)