Die Adria Wien am Donaukanal konnte vorerst eine Zwangsräumung abwehren.

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Das Feuerdorf, bekannt vom Donaukanal, zieht in den Prater um: Ab 26. Juni wird hinter dem Riesenrad gegrillt, zwei Grillhütten werden aufgestellt.

Foto: Andreas Tischler / Feuerdorf

Wien – Der langjährige Rechtsstreit zwischen dem Gastronomen Gerold Ecker und der Stadt Wien um begehrte Gastro-Flächen am Donaukanal geht in die Verlängerung. Wie berichtet, hätten auf Betreiben der Stadt bereits am vergangenen Dienstag große Teile des Lokals Adria Wien nahe der Salztorbrücke mitten in der Sommersaison zwangsgeräumt werden sollen. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) pochte auf einen rechtskräftigen Beschluss nach jahrelangen Gerichtsverfahren durch alle Instanzen. Dennoch wurde die Zwangsräumung von einer Richterin des zuständigen Bezirksgerichts Wien-Leopoldstadt kurzfristig ausgesetzt, was Sima heftig kritisierte. Ecker hatte einen Rekurs gegen die Exekutionsbewilligung eingelegt.

Mittlerweile steht nach Informationen des STANDARD fest: Die Zwangsräumung wurde auch aufgeschoben. Denn Ecker hat nach Eigenangaben eine vom Gericht geforderte Sicherheitsleistung in Höhe von 53.000 Euro – die binnen nur fünf Tagen einzuzahlen ist – hinterlegt, wie er sagte. Eine Sprecherin des Gerichts bestätigte, dass ein entsprechender Überweisungsbeleg vorliege. Dieser müsse aber noch geprüft werden.

Ecker, der am Donaukanal auch das Badeschiff betreibt, führt diesen Strang des intensiven Rechtsstreits nicht direkt mit der Stadt Wien, sondern mit der Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK). Dieses Gremium ist für die Uferflächen zuständig. Wien, Niederösterreich und der Bund sind hier zu je einem Drittel vertreten. Um die Höhe der Sicherheitsleistung festzulegen, hat sich das Bezirksgericht zuvor an die DHK gewandt. Zweck dieser Maßnahme ist, mögliche finanzielle Schäden, die sich aus der kurzfristigen Absage der Räumung ergeben, mit dieser Sicherheitsleistung zu bezahlen.

Weiteres Gericht muss über Rekurs entscheiden

Für die Adria Wien heißt das, dass der Betrieb weitergehen kann – vorerst. Der Rekurs Eckers gegen die Exekutionsbewilligung wird nun dem Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien vorgelegt, das darüber entscheiden muss. Es gibt zwei Möglichkeiten: Das Landesgericht kann dem Rekurs stattgeben oder ihn nicht zulassen. In letzterem Fall wird in der Folge ein neuer Räumungstermin vorgeschrieben.

Ecker argumentiert damit, dass noch ein weiteres offenes Gerichtsverfahren rund um die Adria laufe und eine Räumung daher nicht durchgeführt werden dürfe. Es geht um Adria-Flächen inklusive des bekannten Glashauses, die die Stadt direkt an Ecker verpachtet hat. Die Stadt bekam in der Frage des Pachtvertrag-Endes in zweiter Instanz recht, die Causa liegt aber noch beim Obersten Gerichtshof.

Die drohende Zwangsräumung kritisierte zuletzt unter anderem der gemeinnützige Verein Speisen ohne Grenzen und der Verein Ohrenschmaus. Letzterer verwies darauf, dass im Gastro-Bereich von Badeschiff und Adria acht Menschen mit unterschiedlichem Handicap beschäftigt sind.

Nachfolgeprojekt Taste in der Warteschleife

Fix ist jedenfalls, dass das von der Stadt seit knapp zwei Jahren angekündigte Adria-Nachfolgeprojekt weiter warten muss. Das Unternehmen Boxircus will unter dem Namen "Taste" mit Frachtcontainern Street-Food-Konzepte und Bars umsetzen. Auch eine Art fixes Gebäude aus ausrangierten Containern und ein Beach-Bereich mit Liegestühlen sind geplant. Nach der Absage des Adria-Räumungstermins ist aber fraglich, ob sich heuer überhaupt noch ein kleineres Übergangsprojekt ausgeht – oder ob Boxcircus die Umbaupläne weiter verschieben muss. Temporär bespielt Boxcircus eine Fläche vor dem Badeschiff, ehe 2021 hier ein Biergarten mit Riesengriller eröffnet wird.

Feuerdorf zieht Ende Juni vom Donaukanal in Prater

Gegrillt wird am Kanal auch in den Hütten des Feuerdorfs – allerdings ist das laut DHK nur in der Wintersaison von Oktober bis März erlaubt. Am 26. Juni eröffnet das Unternehmen nach STANDARD-Infos aber erstmals im Prater hinter dem Riesenrad – zwischen der Republik Kugelmugel und der Liliputbahn – eine kleine Sommer-Dependance. Zwei Barbecue-Hütten werden aufgestellt, gegrillt wird auf offenem Feuer. Vor Corona waren noch zehn Grillhütten und drei Bars geplant. Gegrillt wird bis Ende September, dann wird wieder an den Donaukanal übersiedelt. (David Krutzler, 17.6.2020)