Der gebürtige Rumäne Adrian Constantin erhält den Wittgenstein-Preis.
Foto: Daniel Novotny

Trocken, sperrig und oftmals schwer zu begreifen: Viele von uns erinnern sich mit wenig Freude an die Mathematikstunden der Schulzeit. Bei einigen freilich weckte das Fach eine Begeisterung für das Spiel mit Zahlen und Formeln, die sie schließlich in einen entsprechenden Beruf führte. Und ganz wenige von ihnen schaffen es, sich als Mathematiker in ihrem Bereich einen Weltruf zu erarbeiten. Adrian Constantin ist ein solcher Sonderfall. Für seine Grundlagenforschungen zu Wellen- und Strömungsvorgängen wurde ihm nun vom Wissenschaftsfonds FWF die höchste Wissenschaftsauszeichnung Österreichs, der Wittgenstein-Preis, verliehen.

Wenn er über seine Arbeit spricht, ist seine Begeisterung tatsächlich ansteckend, was umso mehr verblüfft, wenn man bedenkt, dass sein Fachgebiet nichtlineare partielle Differentialgleichungen sind – etwas, das sich einem Nichtmathematiker nicht gerade auf Anhieb erschließt. Greifbar wird sein Forschungsinteresse dagegen, wenn Constantin die praktischen Anwendungsmöglichkeiten schildert, mit denen er sich in den letzten Jahren beschäftigt hat: Dabei geht es um die mathematische Modellierung von Wellenerscheinungen, die beim Klimaphänomen El Niño ebenso eine wichtige Rolle spielen wie bei Naturkatastrophen wie Tsunamis.

Viele Mathematik-Doktoren, wenige Stellen

Am Herzen liegt Constantin auch das Schicksal der jungen Vertreter seiner Zunft – denn promovierte Mathematiker hätten es heute nicht leicht, erklärt er dem STANDARD. Der großen Menge an Absolventen stehe in Österreich, vor allem aber auch im internationalen Umfeld eine nur sehr geringe Zahl von langfristigen Stellen gegenüber. Über dieses Problem müsse man sich im heimischen Forschungsbetrieb ernsthaft Gedanken machen, so Constantin.

Geboren wurde der vielfach ausgezeichnete Wissenschafter 1970 im rumänischen Temeswar, wo er eine deutschsprachige Schule besuchte. Sein Studium absolvierte Constantin an der Universität Nizza Sophia-Antipolis. Promoviert hat er schließlich 1996 am Courant Institute der New York University. Sein weiterer beruflicher Werdegang führte ihn von der Universität Basel und der Universität Zürich zur University of Newcastle upon Tyne in England und weiter zum Trinity College in Dublin.

Seit September 2008 forscht und lehrt Constantin an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien. (Thomas Bergmayr, 18.6.2020)