Über dem Haus der Industrie ist weißer Rauch aufgestiegen.

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Georg Knill wird neuer Präsident der Industriellenvereinigung (IV). Der amtierende Chef der steirischen IV stieg als Letzter ins Rennen um das Präsidentenamt ein. Knill leitet mit seinem Bruder Christian in zwölfter Generation die gleichnamige Gruppe, die Komponenten für Energie und Maschinenbau herstellt, rund 2.000 Leute beschäftigt und über Standorte in Europa, Asien, den USA und Australien verfügt.

Georg Knill wurde zum Nachfolger von Georg Kapsch als Präsident der Industriellenvereinigung gewählt.
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Knill machte das Rennen gegen den Vorarlberger Unternehmer Martin Ohneberg und Ex-Voest-Chef Wolfgang Eder. Dem Vernehmen nach flog Eder in der ersten Runde raus, die Enttäuschung seiner starken Unterstützerriege aus der Industriehochburg Oberösterreich soll deutlich spürbar gewesen sein. Eder soll nur um eine Stimme hinter Ohneberg gelegen sein.

Ohneberg in Stichwahl

Die Stichwahl verlor Ohneberg dann, auch weil die meisten Oberösterreicher beim zweiten Votum Knill unterstützten. Der hat Linz prompt das Recht zur Nominierung eines Vizepräsidenten eingeräumt – quasi als Dankeschön. Selbst hatte Knill schon Infineon-Managerin Sabine Herlitschka und Boehringer-Österreich-Chef Philipp von Lattorff als seine Stellvertreter vorgesehen.

Knill steht bei mehreren Amtskollegen anderer Bundesländer hoch im Kurs. Er nimmt für sich in Anspruch, seine Fähigkeiten in der Steiermark unter Beweis gestellt zu haben, wo er federführend an vielen Lösungen für das Bundesland getüftelt hat. Die Palette reichte dabei vom Landeshaushalt bis zum Verkehrsbereich.

Prominenter Bruder

Knills Bruder Christian ist ebenfalls ein prominenter Wirtschaftsvertreter: Er führt für den Fachverband der Metallindustrie die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen. Zudem haben die beiden Knills eine Schwester. Georg Knill hat eine HTL absolviert und das Firmengeschäft früh gelernt. Er bezeichnet sich selbst als bodenständigen Menschen, der stark in der grünen Mark verwurzelt ist. Die Firmentradition reicht bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Im Unternehmensmuseum erfährt man unter anderem, dass einst die kaiserliche Armee mit Säbeln beliefert wurde.

Turbulente Vorgeschichte

Die Wahl hatte im Vorfeld für einige Turbulenzen gesorgt. Kapsch hatte die Nachfolgersuche so lange ausgeblendet, bis sich mehrere Kandidaten outeten. Selbst dann wurde es verabsäumt, einen Prozess auf den Weg zu bringen. Letztlich übernahm eine Findungskommission diese Aufgabe, die mit mehreren IV-Landespräsidenten besetzt wurde. Ihr Votum für Knill fand bei Eder und seinen Unterstützern aus Oberösterreich wenig Anklang.

Georg Kapsch tritt nach acht Jahren als IV-Präsident ab.
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Der frühere Voest-Chef beklagte sich in einem Brief an die Mitglieder des IV-Bundesvorstands über die Vorgangsweise und verweigerte Ende April ein Antreten beim Hearing. Mehrere Unmutsbekundungen hochrangiger Industrieller waren die Folge. Dass sich auch Kapsch, der das Haus zwei Perioden lang leitete, für Knill aussprach, kam ebenfalls nicht überall gut an. Nun wird sich zeigen, ob Knill die aufgerissenen Gräben schließen kann. Nach der Wahl gab es jedenfalls Bekundungen der Geschlossenheit. Das Angebot an Oberösterreich, einen Vizepräsidenten zu stellen, scheint schon zu wirken. (Andreas Schnauder, 18.6.2020)