Der Fall Amad A. wird in einem Untersuchungsausschuss aufgearbeitet.

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Der Tod des 26-jährigen Syrers Amad A. in der deutschen Justizanstalt Kleve sorgte im Jahr 2018 für Aufsehen. Der Mann starb, nachdem in seiner Zelle ein Brand ausgebrochen war, den er selbst gelegt hatte. Später stellte sich heraus, dass er eigentlich unschuldig verhaftet worden war: Die Polizei hatte ihn mit Amedy G. verwechselt, einem aus Mali stammenden Mann, gegen den ein Haftbefehl wegen Diebstahls erlassen worden war. Wie sich nun im Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags herauskristallisiert, dürfte die genutzte Polizeisoftware Viva dabei eine Rolle gespielt haben, berichtet "Heise".

Ein mittlerweile pensionierter Kommissar gab gegenüber dem Landtag an, dass es "Riesenprobleme" mit dem Programm gegeben habe. So habe die Software immer wieder Verknüpfungen zu anderen Namen innerhalb der Datenbank angezeigt. Darunter seien auch Personen gewesen, bei denen es völlig unwahrscheinlich gewesen sei, dass es sich dabei um denselben Menschen handelt, der eine neue Identität angenommen hat. Umgekehrt wurden bei einem Verdächtigen zwei verschiedene Kriminalakten mit unterschiedlichen Namen angegeben.

Verwechslung

Im Fall Amad A. habe die Sachbearbeiterin, die dem Kommissar unterstellt war, die Akten des Syrers und des Maliers zusammengeführt. Sie habe angegeben, von Vorgesetzten oder Kollegen dazu aufgefordert worden zu sein. Er nehme an, dass sie "das Richtige" habe tun wollen, aber eine falsche Entscheidung getroffen habe.

Doch auch ein Programmfehler könnte eine Rolle gespielt haben – so berichtete eine Sachverständige, dass Viva Personen mit ähnlichen Namensfragmenten als Kreuztreffer auswies. Dabei handelt es sich um eine Methode bei polizeilicher Software, um Personen mit gemeinsamen persönlichen Merkmalen zusammenzuführen – die Idee dahinter ist, ein und dieselbe Person mit verschiedenen Angaben innerhalb der Datenbanken zu erfassen. Der Fehler sei nach der Festnahme von Amad A. behoben worden. (muz, 18.6.2020)